Dienstag, 2. September 2014

Rotorua - Whakatane - East Cape

Heute haben wir eine der wohl längsten Wegstrecken der gesamten Reise hinter uns gebracht. Von Hahei an der Ostküste der Coromandel-Halbinsel ging es zunächst Richtung Süden, wo wir gegen Mittag die Karangahake Gorge erreichten. In dieser Schlucht stand vor nicht einmal hundert Jahren noch das Goldgräberörtchen Karangahake mit immerhin 2000 Einwohnern. Mit dem Versiegen der örtlichen Goldmine starb auch der Ort. Heute gibt es hier einige nette Wanderpfade. Wir gingen den 45 Minuten langen Railway Tunnel Loop Track, der zunächst ein paar hundert Meter malerisch den Fluss entlang verläuft und diesen dann kreuzt um - wie der Name schon sagt - für etwa einen Kilometer durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel zu führen. Da der Tunnel schnurgerade ist, sah man den Tunnelausgang von Anfang an und er wirkte auch gar nicht weit weg, blieb aber die ersten paar Gehminuten optisch immer gleich weit entfernt. Sehr interessanter Effekt. Kennt man ja aber auch aus dem echen Leben, dass das Licht am Ende des Tunnels weiter weg ist, als man zunächst glaubt. Im Tunnel war es ziemlich kühl und auch etwas beengend, sodass wir froh waren, am anderen Ende wieder in der Sonne zu stehen. Zurück ging es wieder am Fluss entlang durch die Schlucht, vorbei an einigen Ruinen der ehemaligen Minengebäude. Ein sehr netter Spaziergang.






















Von Karangahake aus fuhren wir dann noch 140km durch flache, landwirtschaftlich geprägte Gegend ins heutige Etappenziel Rotorua. Rotorua liegt in einer geothermisch sehr aktiven Gegend, Dampf steigt aus Gullideckeln, aus Rissen in der Straße und auch aus einer Wiese im Park auf. Und Rotorua stinkt. Je nach Gegend schwankt die Geruchsintensität zwischen einem Hauch von Schwefel und kurz vor Würgereiz auslösendem faulen Ei. Hier auf dem Campingplatz ist es eher ersteres. Auch hier gibt es wieder einen campingplatzeigenen Thermalpool, in dem wir es uns vor dem Abendessen noch gemütlich machten. Diesmal hatten die Kinder auch Schwimmwindeln an. Abends unterhielten wir uns noch nett mit einem Pärchen aus Liverpool. Schade, dass sie kein Englisch konnten.


Am nächsten Tag lachte die Sonne vom blauen Himmel auf die stinkende Erde und wir fuhren knapp 30km Richtung Süden, um uns zwei geothermisch aktive Gebiete anzuschauen. Zunächst waren wir im Wai-O-Tapu-Park, wo ein knapp einstündiger Rundkurs an allerlei dampfenden, sprudelnden und durch Mineralablagerungen verfärbte Löcher und Krater vorbeiführte. Leider stellten wir fest, dass wir durch unsere überwältigenden diesbezüglichen Erfahrungen im Yellowstone Nationalpark etwas verwöhnt oder gar verdorben sind, sodass der Großteil des Parks zwar nett, aber nicht überwältigend war. Zwei begeisternde Höhepunkte gab es dann doch: Der Champagne Pool ist ein fast kreisrundes Becken mit 60m Durchmesser, das dampft, blubbert, blau schimmert und an den Rändern dunkel orange abgesetzt ist:





Farblich nicht von dieser Welt ist dann Devil's Cave und die Höhle des Teufels leuchtet im giftigsten Grün:


Nachdem wir uns im angeschlossenen Café gestärkt hatten, ging es nur ca. 15km weiter ins Waimangu Valley, das jüngste geothermisch aktive Gebiet der Erde, das erst vor 125 Jahren durch einen Vulkanausbruch entstand. Die Besichtigung hier war eine richtige Wanderung das Tal hinab, sodass der Besuch einen ganz anderen Charakter und eine andere Dimension hatte als wenn man auf Holzbohlenwegen einen kleinen Rundweg macht. Erster Höhepunkt hier war der riesige Frying Pan Lake, der der größte Thermalsee der Welt ist, durch das Austreten von Gasen dampft als ob er kochen würde (owohl das Wasser "nur" 55° C warm ist) und dessen Abfluss begünstigt durch weitere heiße Quellen auch noch auf den nächsten Kilometern für einen dampfenden Bach und bunte Ablagerungen sorgt. 



Sehr schön waren auch der leuchtend blaue Inferno-Kratersee sowie die Tatsache, dass nach anderthalb Stunden Wanderung nicht der Rückweg bergauf sondern ein Shuttlebus auf uns wartete. Da es zu diesem Zeitpunkt schon 15 Uhr war und wir überdies auch für den Moment schon etwas gesättigt vom geothermalen Zeugs waren, verließen wir die Gegend von Rotorua in Richtung Nordwesten und fuhren zurück ans Meer nach Whakatane.


Die von mir gebuchte Tour auf die Vulkaninsel White Island wurde wegen zu rauer See abgesagt und so hatten wir alle vier gemeinsam einen "Tag zur freien Verfügung" in Whakatane, das die Einheimischen ungefähr Fockatani aussprechen. Wir machten einen Spaziergang durch die Innenstadt, die vermutlich nie sonderlich spannend, aber am Sonntag doch sehr ausgestorben ist und machten uns dann auf die Suche nach einem Markt, der auf dem Campingplatz per Aushang beworben wurde und den wir schließlich fanden, nachdem wir die Suche schon aufgegeben hatten. Der Markt mit seinen ca. 12 Ständen bot ein sehr bunt zusammengewürfeltes Sammelsurium an Verkaufsartikeln, von gebrauchten Büchern über Früchte, Gemüse, Marmelade, Öl und Honig aus eigener Produktion bis hin zu alten Uhren und seltsamen Inka-Fleece-Pullis. Das Publikum bestand außer uns ausschließlich aus Einheimischen, viele Leute kannten sich und die Atmosphäre war insgesamt sehr nett. Man beachte auch die Kinderdeponierung:


Wir gönnten uns ein frühes und fettgebackenes Mittagessen, unter anderem mit kleinen durchsichtigen Fischlein drin (so genannter Whitebait). Am Nachmittag waren wir dann noch im lokalen Hallenbad, wo es auch ein Thermalbecken gab und wo man sehr viel lieber nass wurde als auf dem eher rustikalen Campingplatz. Zum Tagesabschluss gab es dann noch einen Spaziergang der Flussuferpromenade entlang zur Mündung des Whakatane Rivers in den Pazifik.




Potzblitz, und auch einen Tag später war wieder der Seegang zu stark, als dass der White-Island-Trip hätte stattfinden können. Sehr schade, aber ich werde sicher noch andere Gelegenheiten finden, 200 Dollar für eine geführte Tour irgendwo zu verbraten. Ein paar Ideen hätt ich da schon... Wir ließen also die weiße Insel links liegen und fuhren in Richtung Osten in die eher einsame Gegend des East Capes. Die Straße führte hier fast den ganzen Tag sehr Nahe an der rauen Küste entlang, teils direkt an den von großen Mengen Treibholz gezierten Stränden, teils steil den hinter den Klippen liegenden Hügel hinauf und wieder hinab . Wunderbar wildromantisch. Hinter dem kleinen Örtchen Te Kaha machten wir bei herrlichem Sonnenschein auf einer Landzunge zwischen zwei schwarzsandigen Stränden eine längere Pausen und faulenzten beziehungsweise krabbelten auf einer Decke im Gras herum. 



Und es war gut, dass wir die Sonne noch so ausgenutzt hatten, denn nur eine halbe Fahrstunde später war es sehr neblig geworden und es begann stark zu regnen, was sich bis zu unserer Ankunft am noch eine Stufe rustikaleren Campingplatz in der Nähe von Te Araroa auch nicht mehr ändern sollte. Nachdem uns der Campingplatzbetreiber nicht eben ermutigend damit getröstet hatte, dass es erst in drei Tagen wieder aufhören solle zu regnen, beschlossen wir, den Ausflug zum East Cape Lighthouse, dem östlichsten Leuchtturm Neuseelands, doch gleich noch zu machen und nicht auf den Morgen des nächsten Tages zu hoffen. Und siehe da, es blieb zwar äußerst trüb, hörte aber auf zu regnen. Den Leuchtturm erreichte man über eine 20km lange, größtenteils nicht asphaltierte Straße, die meist zwischen der felsigen Küste und von Schafen und Kühen bevölkertem Weideland verlief. Zu unserer großen Begeisterung entdeckten wir auf einem Felsen ganz nahe am Meer einen Seehund. Den Leuchtturm widerum entdeckten wir im Nebel auf dem Hügel am Ende der Straße nur mit großer Mühe. Da Nina keine Lust hatte, kletterte ich allein die 756 Holzbohlenstufen in sportlichen 9 Minuten hinauf um oben, wie erwartet, rein gar nichts sehen zu können. Der östlichste Punkt Neuseelands, rein optisch hätte er auch das Ende der Welt sein können.





Morgens auf dem Campingplatz buddelte direkt neben unserem Auto eine Gruppe Hausschweine den Boden um. Wie gesagt, der Platz war eher rustikal.



Wir überließen Miss und Mr. Piggy das Feld und düsten weiter. Die zweite Hälfte der Strecke um das East Cape verläuft eher im Hinterland, sodass die Strecke nahezu ganztags geprägt war von Regen, Nebel, Schafen, Kühen, steileren und sanfteren Hügeln sowie steileren und sanfteren Schlaglöchern. In Tolaga Bay machten wir trotz Regen einen schönen kleinen Spaziergang auf dem idyllisch neben wilden Sandsteinklippen gelegenen längsten Pier Neuseelands ganze 660 Meter aufs Meer hinaus. Vor allem die Jungs waren sehr begeistert von Wind und Wellen. 


Gisborne ist nicht nur die am nächsten an der Datumsgrenze gelegenen Stadt der Welt und der Ort an dem Kapitän James Cook anno 1769 rstmals neuseeländischen Boden betrat, sondern auch unser heutiger Etappenort. Nach unserer Ankunft (bei Sonnenschein!) machten wir noch einen kleinen Einkaufsbummel (im Regen!) und speisten genüsslich Fish & Chips. Morgen geht es erstmal wieder ins Landesinnere zum Lake Waikamoreane.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen