Donnerstag, 28. August 2014

Kia ora Neuseeland!

Überpünktlich wurden wir vom Shuttlebus abgeholt und die Fahrt Richtung Flughafen verlief dank Bussspurbenutzungsrechte trotz morgendlicher Rush Hour problemlos. Beim Check-in allerdings gab es einen kleinen Aufreger: Die Dame von Quantas wollte unbedingt unser Rückflugticket aus Neuseeland weg sehen, da man ohne ein solches offenkundig gar nicht erst einreisen darf. Zum Glück genügte ihr meine Buchungsbestätigung von Expedia auf dem Tablet. Die vergleichsweise läppischen zweieinhalb Stunden Flug liefen ganz gut, auch weil Emirates uns fürsorglich 6 Plätze reserviert hatte, sodass wir die Kids nicht immer nur direkt auf dem Schoß haben mussten. Auf unserem Einreisezettel für Neuseeland hatten wir wahrheitsgemäß angegeben, dass wir Wanderschuhe dabei haben, was bei der Bio-Sicherheitsschleuse tatsächlich dafür sorgte, dass wir selbige vorzeigen mussten. Unser Putzelan vom Vorabend war also berechtigt und wurde auch vom Beamten gewürdigt: "nice and clean!" Nachdem wir noch ca. siebenmal bestätigt haben, dass wir wirklich weder ein Zelt noch irgendwelches Obst dabei haben, wurde das Gepäck nochmal geröntgt und schon hatten wir es nach Neuseeland geschafft, juhu! Wir ließen uns am Transport-Info-Stand den Hotel-Shuttlebus zeigen, der gerade schon losfahren wollte, luden superhektisch noch schnell unser Gepäck ein, lösten zeitgleich ein Ticket und zehn Minuten später waren wir schon am Ibis Budget Auckland Airport, wo wir sogleich ziemlich entsetzt feststellten, dass die Mappe mit unseren Unterlagen inlusive der Reisepässe wohl am Flughafen auf dem Trolley geblieben war. Aaah! Nina schnappte sich ein Taxi, die Kids und ich checkten derweil im Hotel ein und als ich grade das Gepäck Richtung Aufzug schleppte, kam Nina schon wieder und wedelte triumphierend mit der vermissten Mappe. Ziemlich Glück gehabt!


Ein morgendlicher Anruf bei unserer Mietwagenfirma Jucy ergab, dass wir für uns sehr praktisch direkt vom Hotel abgeholt werden konnten und nicht zurück zum Flughafen mussten. Bei Jucy war der Service sehr gut: Keiner wollte uns irgendwelche Versicherungsupgrades aufdrängen, es gab jede Menge kostenloses Karten- und Infomaterial und außerdem kostenloses Internet für die Wartezeit, bis unser Jucy Condo Campervan (oder Campa, wie es bei Jucy heißt) bereit gestellt wurde. Als das Auto dann da war, mussten wir doch feststellen, dass mit Gepäck, zwei Kindersitzen, Kinderwagen und Kraxen einiges Improvisationstalent nötig sein würde, um alles (und uns vier selbst) praktisch zu verstauen. Als wir alles mal irgendwie drin hatten, ging es los! Ninas erste Kilometer im Linksverkehr mit Riesenauto. Prompt wurde anfangs konsequent bei jedem Abbiegen der Scheibenwischer betätigt. Alles natürlich Gewöhnungssache. Unser erster Stopp war der Countdown-Supermarkt neben dem Ibis, wo Großeinkauf angesagt war. Unter anderem gab es für uns auch ein neues Handy, nachdem Nina ihres auf dem Weg nach Australien verloren und ich meines in Australien vergessen hatte. (Hoffentlich kommen wir wenigstens mit zwei Kindern wieder nach Hause.) Unser erstes Etappenziel war der klitzekleine Ort Miranda, den wir auf einer Nebenstraße mehr oder weniger der Küste entlang erreichten. Unterwegs erinnerte die mit Schafen vollgestellte Landschaft an Irland oder auch an das Allgäu, nur mit Schafen statt Kühen. Die Küste um Miranda herum ist jedoch eher eine flache Marschlandschaft, mit Schilf und Mangrovenbäumen. Unser erster Stopp war das Miranda Shorebird Centre, wo wir einen knapp einstündigen netten Spaziergang machten.


Vögel gab es kaum welche zu sehen, weil zum einen Ebbe war und zum anderen die Zugvögel noch in wärmeren Gefilden weilen. Auf dem Campingplatz angekommen verbrachten wir mindestens eine Stunde mit Umpackerei und Umladerei, bevor wir uns noch ein deliziöses Abendessen (Nudeln mit Tomatensoße) kochten. Die übermüdeten Kids waren dann noch etwas anstrengend und man kann es ihnen nicht verübeln in der neuen Umgebung, die auch für die Eltern noch so ungewohnt ist, dass es an Abendroutine mangelt. Aber das wird schon. Zum Tagesabschluss gab es zumindest für mich (Nina war zu müde) noch ein Highlight: Der Campingplatz hat einen eigenen heißen Thermalpool, wunderbar entspannend!


Am sonnigen und relativ warmen Morgen haben wir uns dann alle vier zum Pool aufgemacht. Da wir keine Schwimmwindeln hatten, durften die Jungs in normalen Windeln mit Body drüber ins warme Nass und waren planschend vergnügt und begeistert, wie diese Wasserratten es im feuchten Element zu sein pflegen. Beim Ausziehen der Kinder mussten wir dann feststellen, dass die Windeln vor lauter aufgesaugter Flüssigkeit praktisch explodiert waren und ihre seltsam zwischen Wackelpudding und Crushed Ice oszillierende Füllung über die Kinder verteilt war. Ups. Flugs wurde noch geduscht und dann ging es auch schon bald los in Richtung Coromandel-Halbinsel. In Thames, ihrem Hauptort, machten wir nur einen kurzen Einkaufsstopp für Batterien und Schwimmwindeln. Die Straße in Richtung dem Ort Coromandel schlängelt sich von dort zunächst immer der Küste entlang und später nicht weniger eng und kurvig über die Hügel etwas weiter im Landesinneren.


Von dieser Hauptstraße machten wir einen Abstecher auf einer noch engeren Straße zu den Rapuera Water Gardens, einer ganz netten Gartenanlage mit angeschlossenem Buschpfad zu einem Wasserfall. Dort waren wir um diese Jahreszeit die einzigen Gäste, was den Spaziergang noch ruhiger und entspannter machte. Kurz vor Coromandel verließen wir die Hauptstraße dann nochmal und fuhren acht Kilometer auf nicht asphaltierter Straße den Berg hinauf zu einer gut zugänglichen Ansammlung von Kauris. Der Kauri ist der größte einheimische Baum und, da die Jahrhunderte oder gar Jahrtausende alten Baumriesen im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum großen Teil der Holzwirtschaft zum Opfer gefallen sind, inzwischen relativ selten. Zu der Gruppe von Ehrfurcht einflößenden Kauris, die den restlichen Wald um mindestens 2 "Stockwerke" überragten, ging es auf einem schönen Pfad durch den Busch, der so überwachsen war, dass der zu dem Zeitpunkt einsetzende Regen gar kein Problem darstellte. Zurück im Tal war der Regen vorbei, das Auto saudreckig und wir nur noch fünf Minuten vom Campingplatz entfernt, wo in jener Nacht außer uns nur noch ein einziges weiteres Wohnmobil stand. Das nennt man wohl Nebensaison.


Heute früh war unser erstes Ziel die nur fünf Autominuten entfernt gelegene Driving Creek Railway. Die einzige Schmalspurbahn Neuseelands mit einer Minispurbreite von gerade mal 38 Zentimetern ist das Werk des Töpfers, Künstlers und Heimwerkers im großen Stil Barry Brickell. Was zunächst nur eine 200 Meter lange Bahn werden sollte, mit der Lehm in Barrys Töpferstudio befördert werden konnte, wurde innerhalb von 26 Jahren Arbeit zu einer 2 Kilometer langen und stolze 115 Höhenmeter überwindenden Strecke mit zahllosen Kurven, ja sogar Kehren in denen die Fahrtrichtung wechselt. Jeder einzelne Meter Gleis wurde von Barry höchstpersönlich in Form gebracht und verlegt! Die Fahrt geht durch einen hübschen Wald und endet am (Achtung, Wortspielalarm!) Eyful Tower, wo man einen grandiosen Ausblick auf die Küstenlandschaft genießen oder wie Finn und Milo auch nur wild durch die Gegend krabbeln kann. Diese Fahrt auf der Driving Creek Railway war wirklich ein ganz tolles Erlebnis und gehört in jede Neuseelandreiseplanung. Zurück im Auto ging es Richtung Coromandel-Ostküste und wenig überraschend ging es auch hier eng und kurvig und bergig weiter, bis wir nach ca. 55 Kilometern den größeren Ort Whitianga erreichten, wo wir lecker Pies zu Mittag gegessen und das erste Mal getankt haben. Die weiteren 30km bis zu unserem Etappenort Hahei waren dann von der Strecke her einfacher, dafür waren die Kinder recht jammerig. Bevor wir in Hahei den Weg zum Campingplatz einschlugen, fuhren wir noch ein kleines Stück weiter zum Ausgangsparkplatz für die Wanderung zum Cathedral Cove, einem Strand mit spektakulär riesigem Felsbogen/-durchgang hinter dem sich dann noch ein schmaler steil aufragender Felsenturm im Wasser verbirgt. Im Wortsinn atemberaubend war nicht nur das grandiose Naturdenkmal, das wir nach ungefähr einer halben Stunde Wanderung mit schönen Ausblicken erreicht hatten, sondern auch der Rückweg über Treppen und teils steilen Wanderweg zurück hinauf zum Auto.

Auf dem Weg zur Cathedral Cove durch den Busch:


Der Strand:


Der Blick durch den Bogen:


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