Dienstag, 30. September 2014

Catlins - Dunedin - Otago Peninsula - Oamaru

Nach langem Überlegen, ob wir noch einmal auf eigene Faust in Richtung Milford aufbrechen sollten, entschieden wir uns dagegen, hauptsächlich weil das Wetter auch nicht besser aussah als am Vortag. Wir verließen also das Fjordland und düsten ab in Richtung Süden. Die Bergpanoramen ließen wir zugunsten weniger spannenden Farmlandes hinter uns, dafür sahen wir erstmals seit immerhin 5 Tagen das Meer wieder. Die einzig längere Pause auf der immerhin knapp 190km langen Strecke machten wir am Gemstone Beach in der Nähe von Orepuki. Von den dort wohl häufig zu findenden Halbedelsteinen war bei unserem Besuch nichts zu sehen, dafür gab es Sonne und tosenden Wind. Außerdem gab es auch noch eine derart unregelmäßige Wellenstärke, dass ich beim Spazieren entlang der Brandung mehr oder weniger plötzlich bis zum Schienbein von einer Welle umspült wurde. Ziemlich lustig. In Invercargill waren wir dann zuerst in einem netten Café und dann zur großen Begeisterung unseren jüngeren Mitreisenden noch im Splash Center, einem großen Hallenbad, in dem es sogar Wellenbetrieb gab. Hui!


Frühmorgens joggte ich wieder eine Runde, die mich durch drei verschiedene Stadtparks führte. Unser erstes Ziel mit dem Auto war das ca. 30km südlich auf einer Halbinsel gelegene Bluff, seines Zeichens die südlichste Ortschaft der neuseeländischen Südinsel. Hier wollten wir eigentlich eine Runde wandern, die unselige Kombination aus Sturm, Starkregen und einer Sichtweite von unter 100 Metern ließ uns allerdings davon Abstand nehmen. Das obligatorische Foto des Wegweiserschildes ließen wir uns jedoch nicht entgehen.






























Nach diesem mittelerfolgreichen Abstecher ging es über Invercargill Richtung Osten. Auf der Küstenvariante der Southern Scenic Route erreichten wir knapp eineinhalb Stunden später nach einigen Kilometern Schotterpiste den Waipapa Point. Hier machten wir dem Sturm und dem Regen trotzend einen kurzen Spaziergang zum Strand (keine Robben oder Seelöwen da, vermutlich waren die irgendwo mit ner Tasse Tee am Ofen gesessen) und zum dortigen Leuchtturm. Recht klatschnass kamen wir zum Auto zurück, wo ich dann feststellte, dass ich die Hose, in der ich gestern vom Meer überspült worden war, im Campingplatztrockner vergessen hatte. Und so kam es, dass wir nicht weiter in die einsame Gegend der Catlins vordrangen, sondern zurück nach Invercargill fuhren, um die Lieblingshose zu retten. Mir war das auch stimmungsmäßig ganz recht, da mir bei dem Wetter weit mehr nach Mall und Café als nach Natur war. Und genau das haben wir dann auch gemacht. Abends und nachts ging weiterhin der Sturm ganz enurm (wie Pumuckl sagen würde), sodass tatsächlich das Auto etwas wackelte.



Der zweite Versuch, Invercargill mit dem gesamten Gepäck zu verlassen, war uns geglückt und wir verbrachten den Tag in den Catlins. Dieser Landstrich erinnert etwas an das württembergische Allgäu, wenn man mal die Kühe durch Schafe ersetzt und sich die grünen Hügel des Allgäus auf der Nordseite mit Regenwald und im Süden mit rauer, wildromantischer Meeresküste ergänzt vorstellt. Unseren ersten Halt machten wir in der Curio Bay, wo am Ufer Überreste eines versteinerten Waldes liegen. Da wir ziemlich zur Flut da waren, gab es nicht soo viel zu sehen, aber auch schon die Bucht und die ziemlich massiven Wellen, die mit Wucht über die Felsen brachen, waren schon ein netter Anblick. Unsere Frühstückspause machten wir an der neuseeländischen Ausgabe der Niagarafälle, deren tosende Wassermassen ganze 900mm tief hinabstürzen. Wie es auf der Infotafel so schön heißt: Derjenige, der dieser Miniaturstufe im Bächlein den Namen Niagara Falls gegeben hatte, war auf jeden Fall ein Mensch mit Humor. Als nächstes standen dann doch noch "richtige" Wasserfälle auf dem Programm. Die bezaubernden, dreistufigen Purakaunui-Fälle erreichten wir vom Parkplatz aus nach kurzem Spaziergang durch den Regenwald.  Auf dem Hinweg rutschte Nina auf nassen Stufen weg und setzte sich etwas unsanft hin. Von einem blauen Fleck abgesehen war der Sturz aber glücklicherweise glimpflich verlaufen, sodass der nächsten kleinen Wanderung nichts im Wege stand. Am Nugget Point spazierten wir zum wunderbar postkartenidyllisch hoch auf dem Felsen gelegenen Leuchtturm.























Tief unten am Meer konnten wir sowohl auf dem Weg als auch auf den Felsen unterhalb des Leuchtturm einige Pelzrobben erspähen. Ganz in der Nähe gab es auch noch einen kurzen Weg hinab zu einem extra zur Pinguinbeobachtung angelegten Aussichtsversteck am Strand. Und tatsächlich sah ich ein Pärchen Gelbaugenpinguine! Zwar recht weit entfernt und nicht von vorne, aber immerhin: Pinguine in freier Wildbahn! Da die Kinder grade eingeschlafen waren, fuhren wir noch etwas weiter als ursprünglich geplant und landeten schließlich auf einem Campingplatz in dem Örtchen Balclatha.



Schon gegen 10 Uhr hatten wir Dunedin erreicht, die mit knapp 120.000 Einwohnern nach Christchurch zweitgrößte Stadt der Südinsel. In einem netten Café (mit Kinderspielzeug) gab es erstmal Frühstück, bevor bei feinem Sonnenschein durch die Stadt schlenderten, schaufensterbummelten und shoppten. Dunedin wurde von schottischen Auswanderern gegründet (Dunedin ist der gälische Name von Edinburgh) und die sehr hügelige Stadt hat mit einigen viktorianisch anmutenden Gebäuden und einer entspannten Atmosphäre durchaus ein mir sehr symopathisches britisch-schottisches Flair. Der imposant-elegante Bahnhof von Dunedin ist wohl schönste Bauwerk, das wir auf der Reise bisher gesehen hatten.























Am Nachmittag besuchten wir noch den Chinesischen Garten der Stadt, der wohl einer von sehr wenigen authentischen chinesischen Gärten außerhalb Chinas ist. In dieser von Mauern umschlossenen Oase der Ruhe (wenn man mal von unseren Kindern absieht) aus Felsen, Wasserwegen, Türmchen und Häuschen genossen wir eine Tasse chinesischen Tee.  Dieser Gartenbesuch war wirklich wie ein sehr schöner Kurzausflug in eine andere Welt. Zum Tagesabschluss wurde es noch hochkulturell und wir gingen eine Runde durch eine mittelspannende Ausstellung der Dunedin Public Art Gallery.



Und wieder wurde in einem Café äußerst schmackhaft gefrühstückt, man könnte sich glatt daran gewöhnen! Der heutige Tag stand ganz im Zeichen unseres Ausfluges mit der Taieri Gorge Railway, einer Museumseisenbahn, deren Strecke vom wunderschönen Bahnhof Dunedines aus durch einen Canyon des Taieri Rivers, des viertlängsten Flusses des Landes, führt. Auf der bereits im 19. Jahrhundert größtenteils mit Spaten und Schaufel angelegten, landschaftlich sehr reizvollen Route waren wir dabei in einem alten, holzgetäfelten Eisenbahnwagon unterwegs. Der besondere Clou ist die Möglichkeit,  während der Fahrt die Außenplattformen zwischen den Wagons zu betreten, sich den dieselgeschwängerten Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen und die Landschaft zu genießen.






























Im Zug gab es einen zumindest teilweise sehr interessanten Livekommentar, der ungefähr alles zur Strecke und zur Umgebung erzählt hat, was man sich nur vorstellen kann. Zwischendurch sowie am Wendepunkt wurden auch kleine Stopps eingelegt, um sich die Füße zu vertreten.























Hin und zurück dauerte das Ganze inklusive Verspätung fast fünf Stunden, für doch recht zugfahrbegeisterte Menschen wie uns ein absolut lohnenswerter Ausflug.


Gleich östlich von Dunedin liegt die hügelige Otago-Halbinsel mit zerfurchter Küstenlinie, malerischer Landschaft und reicher Tierwelt - unser Rundreiseziel für diesen Tag. Die erste geplante Wanderung musste leider entfallen, da der Weg wegen der Lämmersaison gesperrt war. Immerhin bot der theoretische Wanderparkplatz hier eine herrliche Aussicht Richtung Norden über den Meeresarm namens Otago Harbour.























Der zweite Wanderversuch war dann erfolgreicher: Vom Parkplatz Pyramids aus, der seinen Namen aufgrund der aus dieser Perspektive sehr an ägyptische Pyramiden erinnernden, fast dreieckigen Form zweier Hügel trug, ging es durch heideartige Landschaft zum Victoria Beach, einem recht bereiten und langgezogenen Sandstrand. Während die Kinder begeistert durch den Sand wühlten, spazierte ich etwas am Strand entlang, schaute mir die Muscheln zu meinen Füßen an, schaute wieder hoch und potzblitz: etwa 100 Meter voraus watschelte ein Gelbaugenpinguinpärchen.







Nachdem wir uns dem Gegenwind trotzend zum Auto zurückgekämpft hatten, ging es weiter zum Larnahgh Castle, das einst ein australischer Banker im Stil der schottischen Schlösser errichtet hat. Beworben als "Neuseelands einziges Schloss" ist Larnagh Castle eher ein schickes Herrenhaus mit feiner Aussicht und hübschem Garten. In Portobello, dem schnuckeligen Hauptort der Halbinsel, besuchten wir das Penguin Café. Am letzten Ende der Halbinsel gab es keine Pinguine, sehr viele Seemöwen und noch viel mehr Wind. Also fuhren wir statt auszusteigen zurück nach Dunedin und Finn und ich holten noch was vom Chinesen.


Unser erstes Ziel an diesem Tag war ganz schön schräg: In Dunedin befindet sich die laut Guinness-Buch der Rekorde steilste Straße der Welt. Durchaus schweißtreibend, die bis zu 35% Steigung aufweisende Baldwin Street hochzulaufen.































Dann ging es weiter zu den Moeraki Boulders, einer am Strand liegenden Ansammlung von Gesteinskugeln unterschiedlicher Größe, die ein bisschen so aussehen, als hätte ein Riesenkind seine Murmeln verloren.
























Entstanden sind die Boulders durch Zementation durch Calcit aus Porenwasser aus paläozänen Sedimenten und ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Wir waren auf jeden Fall sehr fasziniert und verbrachten mindestens eine Stunde zwischen und auf den Bouldern, auch die Kinder tollten vergnügt durch den Sand und kletterten so halb auf die Steine, auf denen es zu ihrer Begeisterung hin und wieder kleinere und größere Flutwasserpfützen gab. Auch hier wurden die Kinder wieder von einer Gruppe asiatischer Tourist(inn)en belagert und Finn bekam zum Abschied sogar eine Gummischweinhandytragetasche geschenkt. Was es nicht alles gibt. Als nächstes gönnten wir uns einen kulinarischen Höhepunkt, nämlich den Besuch von Fleurs Place, einem hochgelobten Restaurant im benachbarten Fischerdorf Moeraki. Im in einer rustikalen, ehemaligen Scheune direkt am Hafen gelegenen und urig-cool-originell eingerichteten Fleurs speisten wir ungeheuer leckeren fangfrischen Fisch. Während wir dort waren, reisten weitere, scheinbar eher noble Gäste mit dem Hubschrauber an, der direkt vor dem Restaurant landete. Unser Etappenziel Oamaru weist eine Vielzahl von schick daherkommenden weißen Kalksteingebäuden auf. Nach einem kleinen Spaziergang durch die Stadt fuhren wir zum Bushy Beach, wo es am späten Nachmittag an Land gehende Gelbaugenpinguine zu sehen geben sollte. Nachdem wir etwa zwanzig Minuten auf der hoch über dem Strand gelegenen Aussichtsplattform gewartet hatten, sahen wir plötzlich einen Vogel nahe am Ufer schwimmen, der aber auch noch eine große Ente hätte sein können. Zwei brechende Wellen später stand dann aber doch ein Pinguin am Strand und machte sich schnurstracks auf in Richtung seines versteckt liegenden Nestes.

Weitere Pinguine wollten erstmal nicht auftauchen und nachdem wir noch eine halbe Stunde gewartet hatten, verließen wir ebenso wie die hinterm Hügel verschwindende Sonne den Strand.

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