Montag, 15. September 2014

Wellington - Abel Tasman National Park - St. Arnaud - Cape Foulwind

Auf fast gar autobahnhaftem Highway ging es morgens sehr schnell voran, sodass die 170km bis ins schwer zu merkende und ebenso schwer auszusprechende Paraparaumu rasch abgespult waren. Unterwegs hatten wir in der Papaitonga Scenic Reserve noch einen netten kleinen Spaziergang gemacht: Auf Holzbohlen ging es durch den wilden Busch zu einem schönen Aussichtspunkt auf einen kleinen See. In das rege Tschirpen, Zwitschern, Gurren und Singen der Vogelwelt mischte sich noch das Kichern und Kieksen begeisterter Kinder. In Paraparaumu fuhren wir zum Lindale Center, einer Art Einkaufszentrum für lokale Produkte, wo im Winter nicht allzu viele Läden geöffnet haben, es aber immerhin für Lakritze und formidables Eis aus dem wohl renommierten Hause Kapiti gereicht hat. Per Anruf erfuhren wir, dass der für den nächsten Tag gebuchte Ausflug nach Kapiti Island nicht stattfinden würde, da zu wenig Anmeldungen vorlagen. Irgendwie läuft das noch nicht so ganz rund mit den geplanten Ausflügen. Wir beschlossen, dann auch nicht in dem Ort zu übernachten, dessen Namen wir uns eh nie merken konnten, sondern gleich noch die 50km bis Wellington weiterzufahren. Wellington ist in diesem Fall nur der Vorort Lower Hut (sinnigerweise neben Upper Hut gelegen), in dem sich der stadtnächste ordentliche Campingplatz befindet.



Und der Wellington Urban Highway beförderte unser quietschgrünes Reisemobil nachdem wir die Rush Hour abgewartet und lieber mit einem Frühstück im Sonnenschein verbracht hatten dann auch innerhalb von nur ca. 15 Minuten in die Innenstadt Wellingtons. Dort machten wir direkt Halt am Wellington Waterfront Motorhome Park. Diese sehr praktische Einrichtung ist kein Campingplatz, aber immerhin ein Parkplatz mit Stromanschluss und Toiletten, sodass wir das Auto gleich bis zum nächsten Morgen stehenlassen konnten. Unser Stadtspaziergang begann mit zwei Kirchen, nämlich die kleine und sehr schmucke Old St- Paul's, die im 19. Jahrhundert im gotischen Stil und aus Holz erbaut wurde und ihr modernes Gegenstück St. Paul's, die erst 1998 fertig wurde und mit ihrem Stilmix auch sehr spannend ist. Fast direkt nebenan befinden sich die neuseeländischen Regierungsgebäude, das Parlament in neoklassizistischer Bauweise und direkt anschließend folgt das Kabinett und die Ministerialbüros in einem modernen Bau, der Beehive (Bienenstock) genannt wird und auch genau so aussieht. Ein ziemlicher optischer Bruch, über den man vortrefflich diskutieren kann.























Als nächstes wartete ein Pflichtprogrammpunkt für jeden Wellingtontouristen auf uns, nämlich die Fahrt mit der seit 1902 in Betrieb befindlichen Standseilbahnlinie den Berg zum Botanischen Garten hinauf. Von oben ergaben sich feine Ausblicke auf die Bucht von Wellington, das Meer und die umliegenden Hügel. Nach einem Bummel durch den Botanischen Garten hinab in die Stadt besuchten wir die Cuba Street, Wellingtons "alternative" Straße mit coolen Läden, coolen Leuten und außerdem wohl auch dem besten Fish&Chips-Imbiss der Stadt, wo wir uns mit dem Familienmenü (6 Fische und Berge von Pommes) leicht übernommen haben. Beim Einkaufsbummel erfüllten wir brav die Klischees: Nina kaufte Kleider und ich CDs. Zum Tagesabschluss gingen wir noch über den Civic Square, einen schön angelegten Veranstaltungsplatz zwischen städtischen Gebäuden, über dem wie schwerelos eine Skulptur aus zu einer Kugel gewölbten Farnen aus Aluminium schwebt.






























Von dort ging es heim - auf den Parkplatz.




Bereits um kurz nach sieben Uhr standen wir von der Morgensonne beschienen zwischen anderen Wohnmobilen in der Schlange und warteten darauf, in den riesigen Bauch der Fähre auf die Südinsel einfahren zu dürfen. Picton, der Ort der nach einer dreieinviertelstündigen Fährfahrt erreicht wird, liegt übrigens ein kleines bisschen nördlicher(!) als Wellington, in der Hauptsache geht die Fahrt westwärts. Dank der sehr zerklüfteten Küstenlandschaft der Marlborough Sounds wirkte schon die letzte Stunde auf See eher wie eine Fjord-Kreuzfahrt und auch auf den ersten 30km Südinsel auf dem absurd kurvigen Queen Chalotte Drive konnten wir immer wieder herrliche Blicke auf diese Landschaft erheischen.





Danach ging es etwas ins Landesinnere, wo wir in der Pelotus Bridge Scenic Reserve einen kurzen Waldspaziergang machten um uns hernach umso länger auf der Terrasse des dortigen Cafés aufzuhalten. Die Kinder haben freundlicherweise sogar eine ganze Kiste Spielzeug hingestellt bekommen, was will man mehr. Von unserem heutigen Etappenort Nelson, der wieder an der Küste liegt, haben wir dann nur noch Spielplatz und Küche des Campingplatzes gesehen.


Dank unserer Frühaufwacherkinder war es uns an diesem Tag ein Leichtes, schon um halb neun Uhr im 75km entfernten Kaiteriteri zu sein, wo unser am Vortag gebuchter, kombinierter Boots- und Wanderausflug in den Abel-Tasman-Nationalpark startete. Der Park zeichnet sich durch seinen dichten, meist bis ans Meer reichenden Regenwald und zahlreiche Buchten mit traumhaften Stränden aus. Unser kleines Motorboot mit etwa zwölf Plätzen war voll besetzt und als alle (inklusive Finn und Milo) mit Schwimmwesten ausgestattet waren, ging die wilde Fahrt los. Erster Stopp war der Split Apple Rock, ein in der Mitte auseinander gebrochener, runder Felsblock im Wasser, der mit seiner scharfen Bruchkante tatsächlich wie ein aufgeschnittener Apfel aussah. Als nächstes fuhren wir an die Fisherman-Insel heran, wo wir einige Pelzrobben auf den Felsen beobachten konnten. Danach ging es ungefähr zwanzig Minuten lang ziemlich direkt gegen die Wellen, sodass wir häufig von der Wellenkante abhoben und recht hart wieder auf dem Wasser aufschlugen. Adrenalinjunkie Finn juchzte darüber vor Begeisterung, während Milo diese Schaukelei ermüdend fand und auf meinem Schoß tief und fest einschlief. Schließlich wurden wir am Medlands Beach abgesetzt, um ein Stück des Abel Tasman Coastal Walkway zu marschieren, der einer der berühmtesten Mehrtageswanderwege des Landes ist. Die Route ging vornehmlich durch den herrlichen Regenwald und nur hin und wieder bot sich ein Blick auf Buchten, Strände, Inseln und das teils türkisblaue Wasser.























Das Höhenprofil der immerhin knapp 12km langen Wanderung war dabei das, was man in Nepal als nepali-flach bezeichnet hätte, nämlich immer ein bisschen hoch und dann wieder ein bisschen runter und dann wieder ein bisschen hoch etc.. Mit den Jungs auf dem Rücken durchaus eine schweißtreibende Angelegenheit. In einem Bach, der an dieser Stelle, etwa 200m vor der Mündung ins Meer, gerade ein Becken gebildet hatte, sahen wir noch zwei gar nicht scheue Pelzrobben, die sehr nahe ans Ufer kamen und einen neben uns ein Stück ins Wasser gewateten Jugendichen geradezu zum Spielen aufforderten. Sehr toll!


Als wir nach knapp vier Stunden unseren Zielstrand erreichten, wurden wir auch recht bald wieder vom Boot aufgegabelt. Da man nicht ganz ans Ufer ranfahren konnte, mussten wir zum Einsteigen einige Schritte mit hochgekrempelten Hosen durchs Meer waten. Brr. Auf unserem Campingplatz in Motueka angekommen, gönnten wir uns zur Entspannung noch eine nach dieser Wanderung durchaus wohlverdiente halbe Stunde im privaten Whirlpool.


Heute ging es ganz in den Norden der Südinsel hinauf, wo nach einigermaßen mühevoller Anfahrt (superkurvig über einen 800m-"Pass") die Wanderung zum Wharakiri-Strand lockte, der als ausgesprochen hübsch gilt und wo sich auch einige Robben herumtreiben sollen. Zum in einer langgestreckten Bucht gelegenen, mit Dünen und dramatischen vorgelagerten Felsinseln tatsächlich wunderschönen Strand konnte man vom Parkplatz aus in ungefähr zwanzig Minuten marschieren.























Im Windschatten einer Düne machten wir es uns am Strand gemütlich und die Kinder hatten großen Spaß in diesem XXXXL-Sandkasten. Auch ganz ohne Tierbegegnung (keine Robbe weit und breit) hatte sich der Ausflug absolut gelohnt. Die weiteren kleinen Wanderungen in der Gegend zum nördlichsten Punkt der Südinsel und zu einem Leuchtturm haben wir uns dann gespart, weil Ninas Knie noch unter gewisse Nachwehen vom anstrengenden Wandern am Vortag litt. Man muss es ja auch nicht übertreiben. Stattdessen fuhren wir nach Takaka, wo sich überdurchschnittlich viele Künstler und Kunsthandwerker nierdergelassen haben, die wohl die Ruhe der absouten Provinz zu schätzen wissen. Nach einer äußerst schmackhaften Stärkung durch leckere Pies bummelten wir noch ein bisschen durch das Straßendorf (und ja, unter anderem kaufte Nina was zum anziehen und ich eine CD). Inzwischen hatte der bereits für den gesamten Tag angekündigte Starkregen eingesetzt und wir flüchteten zurück zum Auto und fuhren zum Campingplatz, wo Nina unglaublich leckeren Lachs mit Fenchelsahnesoße und Gnocchi zauberte und der Regen noch fast die ganze Nacht aufs unser Dach trommeln sollte.



Der Himmel musste leer sein, zumindest hatte es morgens aufgehört zu regnen. Nach nur zehnminütiger Autofahrt erreichten wir die Grove Scenic Reserve, wo sich meterlange Baumwurzeln an eng aneinander stehende, bemooste Felsbrocken klammerten. Eine fast märchenhaft verwunschen wirkende Szenerie, durch die wir eine zwanzigminütige Runde drehten.






























Von nun an war der Tag etwas autofahrtlastig, da es ohne erwähnenswerte Pausen knapp 200km auf hauptsächlich kleineren Nebenstraßen gen Süden ging, wo wir am frühen Nachmittag unser Etappenziel St. Arnaud (sprich: Säntaaanad) am Rande des Nelson Lakes National Park erreichten. Vom nahezu direkt am Lake Rotoriti gelegenen Campingplatz gingen wir dann auch gleich los zu einer kurzen Spazierrunde durch den Wald am Ufer dieses Bergsees, dessen umliegende Hänge zu den nördlichen Ausläufern der Southern Alpes gehören und bis zu 1800m Höhe erreichen. Gegen Ende unserer Runde setzte der Regen wieder ein, weswegen wir beschlossen, nicht die Outdoor-Küche unserer Campingplatzes zu nutzen, sondern auswärts zu essen und spazierten weiter zu einem nahegelegenen Café, wo es - mal wieder - Pies für uns alle vier gab. Auch nach beendeter Mahlzeit regnete es noch und so ging es zurück zum Auto um den Kindern für den Rest des Tages eine längere Spielzeit zu gönnen, die sie sich nach dem langen Fahrvormittag verdient hatten.


In der Früh war es zünftig kalt, aber wunderbar sonnig und klar, sodass wir vor der Abfahrt noch einen sehr schönen Blick über den Lake Rotoriti und seine Berge erhaschen konnten.



Nahezu die gesamte Tagesetappe ging heute dem Buller River entlang, zunächst in einem sehr weiten Tal mit feinen Fernblicken, später dann mehrfach in engen Schluchten. Unseren ersten Halt machten wir an Neuseelands längster Hängebrücke, die auf einer Länge von 110m den Buller River überquert. Auf der anderen Seite machten wir einen kleinen Spaziergang, bevor es sehr abenteuerlich zurück ging: Anstatt erneut die Brücke zu nehmen, wagten wir die wilde Fahrt mit einer 160m langen, besseren Spielplatzseilbahn über den Fluss, mitsamt recht heftigem Bumms beim Aufprall am Ende. Ein großer Spaß. Weiter den Buller River entlang erreichten wir die Westküste. Am Cape Foulwind, das seinen Namen ob der dort wehenden starken Winde von James Cook erhalten hat und das diesem Namen auch heute wieder gerecht wurde, wanderten wir für knapp zwei stürmische Stündchen einen Klippenwanderweg entlang.



Dieser führte uns auch zu einer Robbenkolonie und von einer Aussichtsplattform hatte man einen guten Blick auf die Wohnfelsen der ungefähr 25-30 possierlichen Tierchen, die gerade vor Ort waren. Auf dem Campingplatz genossen wir anschließend noch ein bisschen die heute durchgehend präsente Sonne.

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