Sonntag, 7. September 2014

Waikaremoana - Napier - Taupo - Whanganui River Road

Da unser erstes Etappenziel an diesem Tag nur eine dreiviertel Stunde entfernt lag und erst um 10 Uhr öffnete, ließen wir es ruhig und entspannt angehen. Erwähntes erstes Ziel waren die Morere Hot Springs, wo wir mal wieder unserer Leidenschaft fürs warme Nass frönen wollten. Unter den unzähligen Thermalbädern des Landes nehmen die Morere Hot Springs insofern eine Sonderstellung ein, als dass es zum einen völlig unschwefliges heißes Salz(!)wasser ist, das hier aus dem Boden tritt und zum anderen die Anlage am Rand eines urwüchsigen Regenwaldgebietes liegt. Zu den am schönsten gelegenen Pools marschiert man dann auch knapp zehn Minuten durch den Dschungel und auch noch im Becken sitzend kann man den Blick über die dichte Vegetation schweifen lassen. Wunderschön! Für die Weiterreise an den Lake Waikaremoana im Te-Urewera-Nationalpark war die Vorabentspannung im wohltuenden Wasser auch ideal, denn die für die letzten 55 Kilometer von denen circa 25 auf einer recht holprigen Schotterpiste zurück gelegt werden mussten, brauchten wir fast 90 Minuten. Die rüttelnde Anfahrt hatte sich jedoch gelohnt, denn allein der Ausblick auf den riesigen, zerklüfteten See und die ihn umgebenden Berge voller unberührter Wälder war schon sehr begeisternd. An der Rezeption des Campingplatzes erfuhren wir, dass es seit 6 Wochen nahezu durchgehend geregnet hatte und erst der Vortag der niederschlagsintensivste Tag davon überhaupt gewesen war. Da konnten wir mit dem vorherrschenden Sonne-Regen-Mix ganz zufrieden sein!


Nach einer Verschnaufpause machten wir uns noch auf zu einer eindreiviertelstündigen Wanderung, die zunächst zu einem noch etwas höher gelegenen Aussichtspunkt und dann noch zu drei sehr kurz nacheinander gelegenen Wasserfällen führte. Den ganzen Weg über begegnete uns kein Mensch und die absolute Ruhe und Abgeschiedenheit (auch kein Internet oder Handyempfang im Umkreis von 20km) inmitten der überwältigenden Natur ist ein herzerwärmendes Gefühl.














Ursprünglich wollten wir am nächsten Tag im Zuge des Aufbruchs noch einen weiteren kleinen Spaziergang in der Nähe des Campingplatzes machen, da die Jungs im Auto aber sofort eingeschlafen waren, wollten wir sie nicht gleich wieder aufscheuchen und holperten erstmal gen Tal. Zurück auf Seehöhe planten wir, uns ein nettes spätes Frühstück in einem Café kurz hinter Wairoa zu gönnen, die Speisen waren jedoch leider etwas seltsam: Unsere Apfel-Erdbeer-Muffins waren voller fettiger Buttercreme und die Pfannkuchen für die Jungs kamen mit Speck und Bananen. Für deutsche Gaumen doch alles eher gewöhnungsbedürftig. Trotz hügeligen Streckenverlaufs und einiger Baustellen kamen wir schon am sehr frühen Nachmittag in Napier an. Die Stadt zeichnet sich vor allem durch eine nirgendwo sonst auf der Welt vorhandene Dichte von Gebäuden im Art-Déco-Stil aus. Dies liegt darin begründet, dass die komplette Gegend Anfang der 1930er Jahre von einem großen Erdbeben nahezu komplett zerstört worden war und somit ein stilistisch geschlossener Neuaufbau nach dem neuesten Architekturtrend möglich wurde. Tatsächlich finden sich in der Innenstadt diverse wunderschöne Fassaden mit den typischen Schmuckelementen des Art Déco.



Dennoch konnte uns Napier nicht wirklich begeistern, irgendwie mangelt es (wie auch schon in Gisborne) an Charme oder Gemütlichkeit. Aber womöglich tun wir den Städten auch unrecht, schließlich ist Winter und das Wetter war auch eher trüb. Sei es drum, gar so viele Stadtbummel wid es in diesem Urlaub eh nicht mehr geben.


Direkt nördlich von Napier beginnt der Thermal Highway in Richtung Taupo, das wir nach knapp 150 relativ öden Kilometern durch menschen- und sogar nahezu schafleere Gegend, in der am ehesten noch Holzwirtschaft betrieben zu werden scheint, bereits nach unter zwei Stunden Fahrt erreichten. Unser erster Weg führte uns zu den nur kurz vor den Toren der Stadt gelegenen Hauka Falls. Bei diesem gut besuchten Naturschauspiel wird der Waikato River nur wenige Kilometer nach seiner Entstehung aus dem Lake Taupo durch eine sehr enge Schlucht gepresst und ergießt sich als schaumgeladenes, eisbonbonblaues Wildwasser mit 200000 Litern pro Sekunde über die trotz einer geringen Fallhöhe von 10 Metern sehr spektakulären Huka Falls.



Als nächstes Ziel gönnten wir uns ein weiteres geothermisches Gebiet, das etwas weiter abseits der üblichen Routen ungefähr eine halbe Stunde nördlich von Taupo lag. Um die heißen Quellen, Silikatterassen, Geysire, Schlammtöpfe etc. von Orakei Korako zu erreichen, wird man erst mit einer kleinen Fähre zwei Minuten über einen See geschippert. Auf dem sehr schönen ungefähr eine Stunde langen Rundgang war außer uns nur eine Handvoll weiterer Touristen unterwegs, sodass man die geothermischen Naturwunder mit den immer gleichen unoriginellen Namen (Artist's Palette, Devil's Hole etc. etc.) ungestört bewundern konnte.


Enorm beeindruckend waren hier neben der Farbenspiele auf den Terrassen vor allem die Ruatapo-Höhle, die eine von nur zwei bekannten Höhlen in derartigem Gelände auf der Erde ist. Außerdem gab es auch Schlammtöpfe und kochenden "Grießbrei", was ich auch immer sehr faszinierend finde. Zurück am Eingang schlemmten wir noch lecker Kaffee und Kuchen auf der Terrasse des angeschlossenen Cafés und machten uns dann auf zum Campingplatz. Zu unserer Freude gibt es hier einen auf angenehme 38 Grad beheizten Pool, sodass wir auch heute noch zum Planschen kamen. Wer hätte gedacht, dass dies so ein Badeurlaub sein würde?


Da unsere kleinen Mitreisenden bereits kurz vor sechs Uhr lautstark die allgemeine Schlafenszeit für beendet erklärt hatten, waren wir früh unterwegs an der Ostküste des Lake Taupo entlang Richtung Süden und nahezu pünktlich zur Öffnung des nächsten Thermalbades in Tokaanu, das ein paar Kilometer neben unserer eigentlichen Strecke lag, bereits vor Ort. Im strahlenden Sonnenschein machte die Planscherei auch in weniger spektakulärer Umgebung als zuletzt viel Spaß und Finn hatte es auch noch lustig mit lokalen Mädels die mindestens dreimal so alt waren wie er. Die Region südlich des Lake Taupo wartet dank der Vulkane des Tongariro National Parks mit den höchsten Bergen der Nordinsel auf und auf unserer heutigen Strecke passierten wir die Ost- und die Südgrenze des Parks. Hierzu düsten wir die sogenannte Desert Road durch die Rangipo-Wüste entlang, die trotz des Namens eher eine Steppe als eine Wüste ist. Außer einiger Grasbüschel wächst hier nichts und die zwischen 600 und über 1000m Seehöhe gelegene Straße durch diese öde und beeindruckende Weite bietet (bei entsprechendem Wetter) schöne Ausblicke auf die schneebedeckten Berge im Westen. Für eine nette Bergwanderung zu einem Wasserfall machten wir noch einen Abstecher auf die vom Skiresort Ohakune aus zum Skigebiet Turoa führenden Bergstraße . Der Weg zum Waitonga-Wasserfall führte zunächst durch ein nettes Birkenwäldchen bergauf bis zu einem Hochplateau, von wo aus man Blicke auf den teils in Wolken liegenden Mount Ruapehu erhaschen konnte. Der Waitonga-Wasserfall ist mit 39 Metern der höchste des gesamten Parks und war definitiv ein lohnendes Ziel.


Zurück an der Straße fuhren wir noch vollends zur Talstation der Turoa-Skilifte auf immerhin 1600m Seehöhe hinauf. Da auf dem riesigen Parkplatz aber grade allgemeiner Aufbruch war, war alles etwas stressig und hektisch und wir machten nur einen kurzen Fotostopp, bevor es zurück ins Tal ging und wir eine Viertelstunde später auch schon unseren simplen Campingplatz in Raetihi erreichten, der sich hauptsächlich dadurch auszeichnete, dass wir für die Kinder erstmals auch etwas für die Übernachtung zahlen mussten. Tsss.

Abendlicht überm Mount Ruapehu vom Campingplatz aus:























Am heutigen hiesigen Vatertag hatten wir den Whanganui-Fluss als konstanten Reisegefährten. Die schmale Whanganui River Road wurde in den 1930ern zur Versorgung der wenigen Dörflein am Fluss mit so illustren Namen wie Jerusalem, London oder Athens angelegt. Sie schlängelt sich durch schluchtenartige und flachere Abschnitte über knapp 80km dem Gewässer entlang, endet im an der Mündung ins Meer gelegenen Ort Whanganui und bietet immer wieder sehr schöne Ausblicke.



Auf dem gesamten Streckenabschnitt sind uns weniger als fünf Autos begegnet, dafür im Minidörfchen Matahiwi das bisher netteste Café unserer Reise, in dem wir leckere Scones mit ebenso leckerer heißer Schokolade herunterspülten. In Whanganui selbst wollten wir eigentliche eine Schaufelraddampferfahrt machen, die jedoch nicht wie im Reiseführer angekündigt stattfand und somit für uns ausfiel. Den unerwarteten "freien" Nachmittag nutzten wir zunächst zum Erklimmen des Aussichtsturmes auf dem Durie Hill. Auf den Hügel selbst kamen wir allerdings auf recht spektakuläre Weise indem wir einen 200 Meter langen Tunnel in den Hügel hineingingen und dort dann in den bereits 1919 erbauten Durie Hill Elevator stiegen und uns nach oben fahren ließen. Ebenso eigen-, wie einzigartig. Hauptsächlich dient der Lift wohl dazu, den armen reichen Leuten, die dort oben wohnen, den Fußweg zu ihren Villen zu erleichtern. Zurück im Stadtzentrum saßen wir noch in einem hier mal vorhandenen Straßencafé und erfreuten uns einiger Art-Déco-Gebäude, bevor wir den Tag ganz gemütlich auf dem sehr schönen direkt am Fluss gelegenen Campingplatz ausklingen ließen.

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