Montag, 6. Oktober 2014

Aoraki Mount Cook Nationalpark - Lake Tekapo - Banks Peninsula - Christchurch - Hanmer Springs

Kleiner Schock am Vormittag: Ein Reifen war fast platt. Wir hatten aber enormes Glück: Es gab direkt ums Eck eine Werkstatt und nach höchstens einer Stunde war der Reifen für überraschend wenig Geld repariert und wir wieder unterwegs. Erster Haltepunkt auf unserer gut 200km langen Tagesfahrt in Richtung alpines Landesinnere waren die Elephant Rocks. Diese hübsch abgeschliffenen großen grauen Felsen liegen versprenkelt in einer Schafweide herum und sehen mit einer Portion Fantasie tatsächlich aus wie eine grasende Herde Elefanten. In Omarama machten wir in einem Café, das glorreicherweise Hochstühle UND eine Spielzeugkiste besaß, eine frühnachmittägliche Frühstückspause. Unser nächstes Ziel waren die Clay Cliffs, bizarre Felsformationen, die in ihrer Kleckerburgenhaftigkeit entfernte Verwandte der Bryce-Canyon-Felsen sein könnten.


















Weiter ging es zwischen Hügeln und durch weite Ebenen den schneebedeckten Gipfeln am Horizont entgegen. Einer der bis dato absoluten Panoramahöhepunkte unserer Reise war gekommen, als die Straße erstmals den Lake Pukaki erreichte, dessen Wasser unglaublich strahlend blau leuchtete und hinter dem die riesigen, schneebedeckten Gipfel der Southern Alpes vor dem blauen Himmel aufragten, alles überstrahlend der majestätische Mount Cook.
























Hier befanden wir uns bereits auf der immerhin 55km langen Stichstraße nach Mount Cook Village, wo es außer Unterkunftsbetrieben kaum zwei Hand voll privater Häuser gibt. Hier passierte Ungewöhnliches: Nach 35 Nächten im Campervan checkten wir in die schnuckelige Aoraki Mt Cook Mountain Lodge ein, die ich schon vor Monaten gebucht hatte.



Der herrliche Ausblick aus unserem Fenster auf den Mount Cook motivierte doch sehr, die Wanderschuhe zu schnüren und so machten wir uns auf den Wandweg ins Hooker Valley, wo trotz des Namens keine Fleischeslüste sondern eher Bergweltsehnsüchte gestillt wurden.






























Die insgesamt ungefähr dreistündige Wanderung führte durchgehend sonnig über Moränenlandschaft das Tal hinauf bis zum Gletschersee des Hooker-Gletschers, in dessen sehr stillem Wasser sich nicht nur die umliegenden Berge spiegelten, sondern außerdem Eisberge und -schollen trieben. Ungeheuer spektakulär.


















Während asiatische Touristinnen sich mit unseren Kindern fotografieren ließen, wagte ich mich wenigstens bis zum Knöchel in den See. Wenig überraschend: eiskalt. Acht nicht ganz flache Kilometer mit den Kindern auf dem Rücken durch die Sonne waren durchaus recht anstrengend und so waren wir gar nicht beleidigt,als wir zurück zum Auto kamen. In der Lodge hatten wir ein spätes Mittagessen und die Kinder durften ein wenig toben, bevor wir uns noch auf eine weitere Wanderung begaben, die es allerdings in sich hatte. Über auf dem Rückweg gezählte 1297 (!) teils überhohe Stufen ging es steil und äußerst schweißtreibend den Berg zum Aussichtspunkt Red Tarns hinauf. Von oben gab es immerhin einen ganz netten Ausblick auf das sehr flache Tal des Tasman River, Mount Cook und zahlreiche weitere Bergriesen. Zurück in der Lodge gab es wohlverdiente Pasta, während die letzten Strahlen der Abendsonne noch die Spitze des Mount Cook in rötliches Licht tauchten.
























Als wir Sack und Pack wieder im Auto verstaut hatten, ließen wir Mount Cook Village hinter uns, bogen aber gleich hinter dem Dorf auf die Stichstraße in Richtung Tasman-Gletscher ab.

























Hier machten wir noch eine kleine Wanderung die Moräne hinauf, von wo man einen guten Blick auf die Bergwelt, über den Gletschersee und auf die sehr eingeschmutzte Gletscherzunge des trotz dramatischen Schrumpfens immer noch längsten Gletscher des Landes hatte. Da an dem Punkt wo wir standen vor gerade einmal 25 Jahren noch Eis war, gab es hier keine Vegetation, sondern sah eher so aus wie in einer Kiesgrube mit Panorama. Auch heute wusste uns das leuchtende Blau des Lake Pukaki wieder zu begeistern und wir legten noch mehrere Stopps zum Staunen und Fotografieren ein. Der weitere Streckenverlauf führte durch die weite Ebene des Mackenzie-Countrys, bevor wir mit dem ebenfalls strahlend blauen Lake Tekapo und dem gleichnamigen Ort unser Etappenziel erreichten. Hier machten wir eine Wanderung auf den 300 Höhenmeter über dem See liegenden Mount John, die uns durchaus etwas geschlaucht hat. Vermutlich waren unsere Körper noch mit der Verarbeitung des Stufenwahnsinns vom Vorabend beschäftigt gewesen. Hier oben konnten wir nicht nur ein herrliches Rundumpanorama auf mehrere Seen, braune Hügel und die schneeweiß leuchtenden höheren Alpengipfel genießen, sondern auch leckere Kuchen mit viel Sahne.












Zurück am Fuße des Berges gönnten wir uns ein 38° warmes Wohlfühlentspannungsbad in den direkt nebenan befindlichen Tekapo Hot Pools. Die Kinder mussten hier erstmals Badeanzüge für über die Schwimmwindeln leihen, dem begeisterten Planschen tat dies jedoch keinerlei Abbruch. Bevor wir uns dann bereits im Dunkeln auf dem abermals direkt nebenan schön am See gelegenen Campingplatz zur Ruhe begaben, waren wir noch im Ort Pizza essen.



Kaum bringt man die Kinder erst um 22 Uhr ins Bett, schlafen sie auch (natürlich mit nächtlicher Trinkpause) bis kurz nach acht. Die Etappe heute war eine sehr kurze und schon gegen 12 Uhr erreichten wir das nette Dörfchen Geraldine. Hier bummelten wir durch einige Geschäfte, spazierten neben allerlei blühenden Büschen am Fluss entlang und besuchten den Strickwarenladen eines liebenswert verrückten Ehepaares mit viel Leidenschaft für ihre Hobbys: Sie hat den mit 2,15m Meter Länge größten Wollpulli der Welt angefertigt, der auch im Geschäft an der Wand hängt und er hat in 25-jähriger Kleinarbeit aus 7,5 Millionen kleinen Stahlsplittern eine Mosaik-Nachempfindung des berühmten Wandteppichs von Bayeux angefertigt. Beide Arbeiten stehen im Guinnessbuch der Rekorde. Wir spielten mit dem Gedanken, noch ein Stückchen weiter zu fahren, um die morgige Etappe zu verkürzen, entschieden uns dann aber doch dafür, auf einem sympathischen Campingplatz mit (Streichel)-Zoo zu bleiben. Hier hatten wir und vor allem die Kinder noch einen sehr netten Nachmittag mit Eseln, Lämmern, Hasen, Meerschweinchen, radschlagenden Pfauen und allerlei Spielplatzgerätschaften.



Heute ging es auf die südöstlich von Christchurch gelegene Banks-Halbinsel, die durch Vulkanausbrüche entstanden ist und heute mit einer sehr zerklüfteten Küstenlinie, einer sich weit ins Landesinnere hineinziehenden Bucht und vom Meer aus recht hoch hinausstrebenden Hügeln eine sehr malerische Gegend ist, ein bisschen wie die XXL-Variante der Otago-Halbinsel bei Dunedin. Am Morgen waren wir wegen starken Regens noch unsicher, ob wir überhaupt in diese Richtung fahren sollten, die Entscheidung dafür hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, auch weil während eines Caféaufenthaltes mit dem leckersten Karottenkuchen Neuseelands das Wetter von starkem Regen zu blauem Himmel und Sonnenschein wechselte und dann auch so blieb. Auf der Insel nahmen wir die nahezu auf dem Hügelkamm entlang führende Panoramastraße mit schicken Ausblicken über die Buchten.


Bei dieser Perspektive fühlt man sich doch sehr an die Bodensee-Heimat erinnert:























In Akaroa, dem Hauptort der Halbinsel schlenderten wir an der Uferpromenade entlang, schleckten ein Eis und erfreuten uns an der Aussicht und am sich in Straßen (Rue Jolie) - und Geschäftsnamen (La boucherie du village) niederschlagenden französischen Einfluss, denn der Ort war 1840 als französische Kolonie gegründet worden. Da wir noch eine kleine Wanderung machen wollten, fuhren wir zehn Kilometer nach Duvauchelle, wo eine schmale Landzunge wie ein Gaumenzäpfchen in den Akaroa Harbour hineinragt. Hier stellten wir uns etwas dumm an und gingen die ersten hundert Meter recht schwierig und ausgesetzt auf dem Grat des schmalen Dammes, Ebbe sei Dank hätte man aber auch einfach nur an den Felsen vorbei laufen können. Nun ja. Der Rest des Spaziergangs auf den "Gipfel" der immerhin 100m aus dem Wasser ragenden Halbinsel war sehr nett, ebenso wie zum Tagesabschluss der Blick vom auf einer Terrasse über dem Ort gelegenen Campingplatz hinab auf Akaroa.



Auf unseren Besuch in Christchurch waren wir vorab schon sehr gespannt gewesen. Die von zwei sehr starken Erdbeben im Herbst 2010 und im Winter 2011 enorm in Mitleidenschaft gezogene zweitgrößte Stadt des Landes scheint in der Besuchermeinung zu polarisieren. So hatten wir vorab diverse Stimmen gehört, die meinten, dass man auf den Trip nach Christchurch getrost verzichten könne, andere widerum fanden diese Stadt im Umbruch sehr interessant und auch die Redaktion des Lonely Planet hat Christchurch zu einer der besuchenswertesten Städte 2014 überhaupt gekürt. Bei so einem breiten Meinungsspektrum war die Zeit gekommen, sich selbst ein Urteil zu bilden. Nach neunzigminütiger Fahrt erreichten wir Christchurch und die Erdbebenfolgen waren sofort offensichtlich. Mitten in der Innenstadt gab es viele freie Kiesflächen (ideal zum Parken!), Baugruben und leerstehende Halbruinen. Aber auch der Raum für Kreativität und künstlerischen Ausdruck, die dieser tatsächliche Raum mit sich bringt, war recht schnell offenkundig: Da gibt es riesige Wandgraffitis an Orten wo halbe Häuser fehlen, Tanzflächen mit Minidiscokugel und Musikbeschallung am Straßenrand, einen über die ganze Innenstadt verteilten Minigolfkurs etc. Sehr originelle Projekte, die auch den Optimismus und die nach vorne schauende Haltung der Bevölkerung zum Ausdruck bringen. Besonders beeindruckend fand ich die Cardboard Cathedral, die nach der Zerstörung der Kathedrale zu einem Gutteil aus Pappröhren und Containern als neues Gotteshaus erbaut wurde und die, was man bei diesen Baustoffen nicht erwarten würde, eine ungeheure Eleganz und Ehrwürdigkeit verströmt. Auch der Ruine der Kathedrale, des ehemaligen Wahrzeichens der Stadt, statteten wir einen Besuch ab. Von Stahlträgern gestützt harren die Reste der Kirche noch immer hinter einem Bauzaun einer Entscheidung für den Wiederaufbau oder für den Komplettabriss, der zum derzeitigen Zeitpunkt wohl wahrscheinlicher zu sein scheint. Bereits wieder voll aufgebaut ist die nette kleine Einkaufsstraße New Regent Street, die in den 1930ern im mexikanischen Stil angelegt worden war.























Hier gönnten wir uns ein sehr leckeres Eis in einem kleinen Gärtchen, das die Kinder auch krabbelnd erkunden durften. Die Re:Start-Mall ist ein ausschließlich aus Schiffscontainern zusammengesetztes kleines Einkaufsviertel, das an einem sonnigen Samstag gut besucht war und eine tolle Atmosphäre versprühte.































In dieser Ecke hat auch die sehr interessante Ausstellung "Quake City" über die Erdbeben und ihre Folgen ihren Standort, in der wir einige Zeit verbrachten. Natürlich kann eine Stadt, in der knapp 80% aller innerstädtischen Gebäude abgerissen wurden oder zum Großteil noch abgerissen werden müssen, nicht im klassischen Sinne eine schöne Stadt sein. Allerdings macht die coole, optimistische, kreative Atmosphäre hier einiges wett. Ganz spannend wird es sein, wie Christchurch in 20 Jahren einmal aussieht. In der Nähe des Campingplatzes besuchten wir noch eine Mall (die Kinder Klamotten, ich CDs) und zum Tagesabschluss entspannten wir alle vier noch im privaten Whirlpool.



Weiter ging die Fahrt Richtung Norden, heute ein letztes Mal ein bisschen ins Landesinnere, genauer gesagt in den Thermalort Hanmer Springs.Hier hatten sich am heutigen Sonntag große Touristenmengen eingefunden, für uns immer noch ein eher ungewohnter Anblick. Zunächst machten wir eine kleine Wanderung 150 Höhenmeter auf den Conical Hill hinauf, von dessen Gipfel ein schöner Rundumpanoramablick möglich ist. Die Southern Alpes sehen hier ihren europäischen Namensvettern wirklich sehr ähnlich.
















Zurück im Ort checkten wir zuerst auf dem Campingplatz ein und spielten danach direkt nebenan eine Runde Minigolf. Als Tageshöhepunkt stand anschließend noch der Besuch im Thermalbadkomplex an. Das Bad in Hanmer Springs ist mit ungefähr zehn Pools, Rutschen, Café usw. eine riesige Anlage. Für uns verweichlichte Europäer war bei knapp 10 Grad Lufttemperatur nur etwas unangenehm, dass wie in einem Freibad alles draußen stattfand. Um blaue Lippen zu vermeiden, haben wir uns nach kurzer Zeit woanders auch auf das Planschen in einem sehr warmen Thermalpool beschränkt. Die Zutaten für eine späte Kaffee-und Kuchen-Mahlzeit besorgten wir uns diesmal aus dem Supermarkt und speisten gemütlich auf dem Campingplatz.



Für die heutige Strecke Richtung Nordost an die Küste wählten wir die einsame, kurvige und hüglige, aber auch sehr malerische Strecke durchs "Alpenvorland". Das satte Grün der Wiesen und mancher Bäume ließ keinen Zweifel mehr dran, dass der Frühling da ist und bildete außerdem einen netten Kontrast zu den dahinter liegenden graubraunweißen Berggipfeln.






Kaum in Kaikoura angekommen und eingecheckt fing es ziemlich an zu schütten, sodass der Nachmittag hauptsächlich drinnen spielend verbracht wurde, unter anderem gab es im Spieleraum des Campingplatzes die neuseeländische Meisterschaft im Tischtenniseinzel mit je einem Kind auf dem Arm. Am späten Nachmittag kam nochmal die Sonne raus und wir fuhren zum auf der Halbinsel vor Kaikoura gelegenen Point Kean, wo eine Robbenkolonie lebt. Und tatsächlich waren da da dutzende Robben auf den Felsen, am Strand oder gar bereits direkt auf dem Parkplatz gelegen.























Sehr faszinierend und ein toller Tagesabschluss.

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