Sonntag, 24. August 2014

Australien

Bereits am frühen Morgen unseres ersten ganzen Tages Down Under war es sehr regnerisch, was unsere Absicht, es heute ruhig angehen zu lassen, nur zementierte. Also wurde unter anderem eingekauft und nur am späten Nachmittag machten wir im Hinterland ein gutes Stündchen lang einen nur im leichten Regen stattfindenden Spaziergang, auf dem es einen rotblauen Vogel zu sehen und einen Eukalyptusbaum zu riechen gab, was will man mehr?


In der nächsten Nacht hatte es fast durchgehend sintflutartig geregnet, in der Früh wechselten sich dann Schauer und blauer Himmel in atemberaubender Frequenz ab. Für unseren ersten Ausflug nach Sydney hatte ich bereits am Vorabend online ein Regentagsunterhaltungsprogramm geschnürt, indem ich ein Kombiticket für das den Aussichtsturm Sydney Tower Eye, das Sidney Aquarium, Mme Tussaud's und Wildlife Sydney zum mehr oder weniger Sparpreis von ca. 45 Euro pro Person online gebucht hatte. Die drei letztgenannten Attraktionen liegen direkt nebeneinander am Wasser im sehr zentralen Stadtteil Darling Harbour. Das Aquarium war für uns die Hauptattraktion und wir wurden nicht enttäuscht. Auch Finn und Milo waren sehr begeistert von den bunten Meeresbewohnern. In einer sehr großen Anlage gab es hunderte von verschiedenen Fischen zu sehen, dazu Korallenriffe, kleine Pinguine, alle möglichen Arten von Krabbengetier sowie mein absoluter Liebling das Schnabeltier. Sehr spektakulär war auch das Riesenaquarium in dem sich unter anderem Haie und große Rochen tummelten und durch das man in einer Röhre hindurch gehen konnte, während die Fischle neben und über einem schwammen. Enorm beeindruckend. Da es am Ende des Besuches im Aquarium wieder in Strömen regnete, haben wir gleich dort Mittag gegessen. Madame Tussauds und Wildlife Sydney waren hingegen eher so naja. Nach drei Attraktionen waren wir ziemlich platt und machten uns durch den leichten Regen und starken Wind auf zur Bushaltestelle und düsten wieder heim. Im Bus wickelte Charmeur Finn teilweise ungefähr zehn Frauen gleichzeitig um den Finger. In der Nacht waren die Kids etwas mühsam, da ist der Jetlag ja sicher noch nicht ganz verdaut.


 Am Mittwoch holten uns Lisa und Sam gegen zehn ab und wir fuhren ca. eine halbe Stunde zum Ku-ring-gai Chase Nationalpark, der eine große Fläche Buschland auf einer bergigen Halbinsel umfasst. Unsere kleine Wanderung ging durch den Busch zu einem beeindruckenden Ausblick über die tief unter uns gelegene America Bay, die von oben schon fast wie ein Fjord anmutet. Direkt vom Aussichtspunkt aus rauscht auch ein Wasserfall ca. 50m in die Tiefe. Und als ob das nicht schon schön genug gewesen wäre, kam just als wir dort waren auch noch die Sonne raus.



Zurück in den Autos fuhren wir ungefähr 5 Minuten weiter zum "West Head", dem End- und Aussichtspunkt der Straße von wo man einen fantastischen Ausblick auf die Inseln und Küsten im Norden, die Weite des Südpazifik und auf das direkt gegenüber liegende Barrenjoey Lighthouse genießen kann, das auf der Spitze der Landzunge von Palm Beach steht wie eine Kerze auf dem Guglhupf zum ersten Geburtstag. Eben dieser Leuchtturm gar nicht so weit nördlich von unserem temporären Zuhause Avalon war dann auch unser Ziel für den Nachmittag. Vor der Wanderung zum Leuchtturm gönnten wir uns jedoch noch einen leckeren Imbiss im direkt dort am Strand gelegenen Restaurant Boat House, von dessen Terrasse auf dem Wasser man eine wunderschöne Sicht hat. Beim Spaziergang Richtung Lighthouse ging es zunächst ein Stück den Strand entlang, wo wir Hai-Eier fanden, bevor der mit den Kids auf dem Rücken durchaus etwas schweißtreibend steile Aufstieg begann, belohnt wurden wir mit schönen Ausblicken.


Nachts hatte es wieder wahnsinnig geschüttet. Wie wir tags zuvor im Internet erfahren hatten, entsprach die Regenmenge von unserem Anreisetag Sonntag bis Dienstag dem durchschnittlichen Niederschlag für den gesamten August. Sachen gibt's. Heute gab es jedoch wettermäßig nichts zu jammern, denn schon morgens hatten wir strahlenden Sonnenschein. Unser heutiges Ziel war Taronga Zoo, der "richtige" Zoo von Sydney. Dazu fuhren wir wieder mit dem Bus nach Sydney rein, gingen ca. 15 Minuten zu Fuß zum Circular Quay und nahmen von dort aus die Fähre zum Zoo. Die ca. 12-minütige Fährfahrt bot wieder spektakuläre Ausblicke auf Sydneys Schokoladenseite mit den Hochhäusern der City, dem ikonischen Opernhaus und der riesigen Harbour Bridge.


Vom Fähranleger aus kann man mit einer Seilbahn über den am Hang gelegenen Zoo hinauf zum Haupteingang schweben, was uns schon sehr begeistert hat. Taronga bedeutet "schöne Aussicht" in der Sprache der Aborigines und der Name hält absolut was er verspricht. Die Giraffen und auch andere Tiere wissen das Panorama in Richtung Stadt sicher zu schätzen.


Der Zoo ist wunderschön angelegt und in neun mehr oder weniger geographische Regionen unterteilt, die man auf einem Hauptweg, der einen schließlich wieder unten am Fähranleger entlässt, allesamt passieren kann. Neben der Aussicht begeisterten uns auch die in großzügigen, kreativ gestalteten Gehegen lebenden Tiere (sowie die wunderbare Wickellokalität namens Parent House), sodass die Zeit wie im Fluge verging und wir tatsächlich erst ganz kurz vor Schließung des Zoos wieder die sich wegen Wartezeiten auf Fähre und Bus plus 1,5 Stunden Busfahrt etwas ziehende Heimreise antraten. Wir sind aber echt froh, dass uns dieser Ausflug empfohlen wurde, denn der Taronga Zoo ist wirklich ein absolutes Highlight eines Aufenthalts in Sydney.


Nina hat sich leider etwas erkältet und fühlte sich morgens noch sehr schlecht, sodass ich mit Milo, der anders als sein Bruder kein Interesse am Vormittagsschläfchen hatte, in Richtung Ortsmitte losgezogen bin um unser Lieblingsheilmittel Lemsip zu kaufen. Da wir bisher ja nur vom Hörensagen wussten, dass unser Gartenhäuschen nicht weit vom Strand entfernt ist, beschloss ich die Route über den Strand zu wählen und tatsächlich ist man nach 5 Minuten und über eine kleine Düne auch schon da. Im Sonnenschein am Strand entlang zu spazieren hat einfach immer was. Im Wasser wurde fleißig gesurft und die Klippen, die den Avalon Beach einrahmen bildeten einen hübschen Hintergrund.


Auf dem Rückweg begegneten wir noch ein paar Kakadus und einigen sich kaputt lachenden Kookaburras, deren deutscher Name wohl Jägerliest ist, wie ich soeben auf Wikipedia erfahre. Nachmittags machten wir uns dann doch noch alle zusammen mit Lisa zu einem Klippenspaziergang in Mona Vale auf, wobei Lisa die angeschlagene Nina als Kinderträgerin würdig vertreten hat. Eine sehr nette Wanderung mit hübschen Ausblicken, die nochmal die Klippe-Strand-Klippe-Strand-Struktur dieser Gegend, die nicht umsonst Northern Beaches heißt, eindrucksvoll vorgeführt hat.




Am Samstag ging es ein letztes Mal nach Sydney rein. Da wir gemütlich gestartet waren, kamen wir erst kurz vor zwölf in der Stadt an und liefen dann gleich in Sydneys "Altstadt", das Viertel The Rocks, in dem noch viele Gebäude aus dem 19. Jahrhundert stehen, in denen die Seeleute und Strafgefangenen, aus denen die australische Bevölkerung seinerzeit ja praktisch ausschließlich bestanden hatte zu leben und zu feiern pflegten. Wir machten einen Abstecher auf die Harbour Bridge, was in etwas schweißtreibende ca. 100-Stufen-Kinderwagentragerei ausartete, mit den schicken Ausblicken auf die Oper, die City, The Rocks und die Brücke selbst aber durchaus wieder zu versöhnen wusste.


Zurück unten in The Rocks (noch mehr Stufen als auf dem Hinweg) schlenderten wir inmitten dieser Gassen von niedrigen Backsteinhäusern aus dem vorletzten Jahrhundert über einen sehr netten Kunsthandwerkmarkt. The Rocks erinnert mich sehr an Temple Bar in Dublin: restaurierte historische Bausubstanz und alternativ angehaucht in Shopping und Kultur. Beim Mittagessen in einem Straßencafé stibitzte ein Papagei Zuckerpackungen von den Tischen (unter anderem auch von unserem) um sie danach gemütlich auf dem Baum sitzend aufzupicken und auszuessen. Was da wohl der Zahnarzt sagt...


Wir gingen dann am Schiffsanleger Circular Quay vorbei zur Oper, deren Größe man erst aus der Nähe gewahr wird und immer am Ufer entlang durch den sehr schön angelegten botanischen Garten, in dem Schilder sympathisch darauf hinweisen, dass man sehr gerne eingeladen ist, den Rasen zu betreten. Leider fing es zu diesem Zeitpunkt an, relativ stark zu regnen, was die zahlreich im Park versammelten Hochzeitsgesellschaften wohl noch mehr betrübte als uns. Wir stellten uns zuerst unter einem Baum unter und flüchteten dann weiter unters große Vordach einer Sanitäranlage, wo die Kinder von wild gewordenen Japanerinnen begeistert empfangen wurden ("oh so lawley lawley!"). Da die Jungs ja nix besseres zu tun wissen, als die Füße immer durch den Luftschlitz des Regenschutzes zu stecken, mussten wir sie noch umziehen. Bis dahin hatte der Regenguss auch aufgehört, sodass wir den Rundgang fortsetzen konnten. Weiter durch den Botanischen Garten und zwei nahezu anschließende Parks kamen wir zum Aussichtsturm Sydney Eye, für den wir ja als Teil des Kombitickets vom Dienstag schon bezahlt hatten. Nachdem wir mal den in einer riesigen Shoppingmall versteckten Aufgang gefunden, die Sicherheitskontrolle passiert und einen gerade mit kleinen Kindern völlig unnötigen 4D-Film überstanden hatten, ging es endlich im Aufzug 250 Meter hinauf zur Aussichtsplattform. Der Rundblick über das nahezu endlose Häusermeer von Sydney, immer wieder durch Buchten und Wasserflächen unterbrochen war sehr nett. Wieder zurück unten erwischten wir direkt unseren Bus und brausten nach Hause.


Den letzten Tag in Australien heute ließen wir ganz gemütlich angehen. Zum Augleich für den langsamen Start wurde es später um so sportlicher: Ich hab die Laufschuhe ausgepackt und mich bei herrlichem Sommerwetter zum Joggen aufgemacht, zuerst eine Runde hier den Avalon Beach entlang und dann das ziemliche auf und ab zwischen Stränden und Klippen nach Palm Beach und dort auch wieder lange am Strand und fast in den Brandungswellen. Einfach herrlich. Im Boat House, wo sehr viel los war, habe ich mich dann mit den Mädels und den Jungs getroffen. Wir speisten nett zu Mittag, an anderen Tischen standen dann schon mal 3 Champagnerflaschen gleichzeitig auf dem Tisch. Nach dem Essen wollte ich das Wetter noch nutzen und kurz am herrlichen Palm Beach in den Südpazifik springen, ist ja schließlich auch eine Premiere. Ich war dann sogar eine ganze Weile im Wasser, herrlich klares wunderbares Wasser und schicke Wellen, die man auch ohne Brett nett reiten konnte. Nach einem kurzen Spaziergang fuhren wir zu Lisa heim, kochten was, schwätzten nett und dann war auch schon Zeit für den Abschied. Den heutigen Abend verbrachten wir noch damit, paranoid wie im Wahn unsere Schuhe zu schrubben, auf dass die neuseeländischen Grenzbeamten uns auch glauben, dass wir keine ausländischen Pflanzen oder Tiere auf die Inseln einschleppen. Nächster Stopp also Auckland Airport und dann zwei Monate Neuseeland - juhu!

1 Kommentar:

  1. Die Landschaft sieht fantastisch aus. Das Bild im Zoo mit der Giraffe im Vorder- und der Stadt im Hintergrund ist genial. Will ich auch sehen!!!

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