Dienstag, 14. Oktober 2014

Kaikoura - Wellington - Kapiti Island - Tongariro National Park

Nina hatte vor einigen Tagen für 7.15 Uhr eine Whale-Watching-Tour gebucht gehabt, die jedoch leider wegen zu rauer See nicht stattfand. An Land war es wunderbar sonnig und so machten wir uns schon recht früh auf zur Wanderung auf der Kaikoura-Halbinsel. Am Point Kean waren die Robben wie schon gestern sehr zahlreich. Von hier aus gingen wir das nur bei Ebbe begehbare unterhalb der Klippen gelegene Ufer entlang, teilweise auf den recht flachen Felsen, teilweise am Kiesstrand oder im Gras. Neben der schönen und wilden Landschaft wird dieser Spaziergang vor allem wegen der unmittelbaren Tiersichtungen empfohlen. Kurz hinter einer von ohrenbetäubenden Kreischen erfüllten Möwenkolonie auf den Felsen begegneten wir dann auch schon der ersten Robbenkolonie mehr oder weniger Auge in Auge. Man musste schon fast aufpassen, dass man nicht auf ein schlafendes Exemplar dieser aus der unmittelbaren Nähe doch recht kolossalen Tiere tritt. Ungefähr zwanzig Minuten später passierten wir dann die nächste Gruppe von Robben.







Durch unsere Anwesenheit etwas alarmiert watschelten einige Tiere überraschend flott aus der Wiese Richtung Meer, nur einer blieb mitten auf dem Weg liegen, sodass wir in respektvollem Abstand einen Umweg gingen. Nina war das ganze etwas zu unmittelbare Tierbegegnung und so gingen wir kurz darauf bei der ersten Gelegenheit den Weg hinauf auf die Klippen. Auch von dort oben war der Ausblick recht beeindruckend, links zum Anfassen nahe die schneebedeckten Gipfel der Kaikoura-Range, direkt unter uns zu unserer Rechten das Meer. Der Slogan "Wo die Berge auf die See treffen", mit dem Kaikoura für sich wirbt, könnte kaum zutreffender sein.
























Auch die frühnachmittägliche Walbeobachtungstour fiel den Wellen zum Opfer und so schlenderten wir noch eine Runde durch den Ort. Nach einer ausführlichen Kostprobe von hervorragendem, handgemachten Eis ging es zurück zum Campingplatz. Dort wurde gespielt und getobt; Nina und Finn machten dann ein Nachmittagsschläfchen, Milo und ich entspannten lieber im Whirlpool. Abends gab es noch Fisch und Chips im hochoffiziell besten Fisch-und-Chips-Laden der Südinsel.


Heute hieß es Abschied nehmen von der landschaftlich so vielseitigen und absolut überwältigenden Südinsel Neuseelands. Wir kommen ganz sicher irgendwann einmal wieder! Zunächst mussten wir uns aber noch ungefähr 150km Wegstrecke nach Picton hinter uns bringen, im stetigen Kampf mit dem sehr böigen und starken Wind, der unser überhohes Auto natürlich immer voll erfasste. Den einzigen Halt legten wir bereits kurz nach Kaikoura am Ohau Point ein, wo auch nochmal eine große Robbenkolonie mit mindestens 50 Tieren ziemlich aus der Nähe zu betrachten ist. Die Fährfahrt verlief unspektakulär und in Wellington angekommen checkten wir auf demselben mehr Park- als Campingplatz mit Toilette und Stromanschluss ein wir bereits vor gut vier Wochen. In einer schwachen Sekunde hatte Nina mir versprochen, dass ich im Zuge des abendlichen Wellington-Spazierganges nochmal in den tollen Musikladen darf und natürlich wurde auch diesmal die CD-Sammlung noch um ein paar Perlen erweitert. Dinner hatten wir in einem malaysischen Imbiss/Restaurant. Auch hier merken wir wieder, dass definitiv Frühling ist: zum einen stehen viel mehr Wohnmobile hier auf dem Parkplatz als noch vor einem Monat und zum anderen ist es jetzt 21:41 Uhr und wir hatten noch keinen Bedarf, den Heizlüfter anzumachen. Juhu!


Bei herrlichem Sonnenschein machten wir uns auf mit Kraxen auf dem Rücken mitten in der Innenstadt Wellingtons auf zu einer Wanderung. Ziel war der 196 Meter hohe Mount Victoria, der sich direkt hinter der Strandpromenade steil aufragt. Unterwegs keuchten wir an schick gelegenen und teils mit Lastenaufzügen sowie meist mit Traumbalkonen ausgestatteten Häusern vorbei, bevor der Pfad sich durch ein schönes Waldstück den Berg hinauf fortsetzte. Nur zwanzig Gehminuten aus dem Stadtzentrum entfernt wähnt man sich hier schon in einer andere Welt, wäre da nicht das sonore Brummen des Verkehrslärms von der Stadtautobahn. Von oben hatten wir schicke Ausblicke auf Wellington und die nähere Umgebung.























Wieder zurück auf Meereshöhe marschierten wir zu Te Papa, dem neuseeländischen Nationalmuseum. Der erste Gang hier führte uns ins Café, da wir die Wanderung noch als Frühsport vor dem Frühstück erledigt hatten. Während wir auf einem Platz in der Sonne lecker speisten, spielten die Kinder sehr nett mit den etwas älteren Kindern am Nachbartisch. Te Papa ist ein riesiges Museum, das bei einem Besuch unmöglich in Gänze gewürdigt werden kann, schon gar nicht mit einem Kind auf dem Rücken. Wir beschränkten uns auf die Ausstellungen zur Geologie sowie zur Flora und Fauna Neuseelands. Diese wurden sehr gut und anschaulich präsentiert und erinnerten ein wenig an die entsprechenden Abteilungen im Londoner Natural History Museum. Auf meinen Wunsch hin fuhren wir als letzten Tagesordnungspunkt in Wellington auch noch in den Vorort Miramar, wo die Special-Effects-Schmiede Weta ihren Sitz hat. in einem Mini-Museum/Shop konnte man hier unter anderem originale Requisiten der Weta-Filme wie Herr der Ringe, King Kong, Tim & Struppi etc. bewundern. Leider war der Rest des Tages etwas mühsam: Aus Wellington raus mussten wir uns extrem zäh durch die Rush Hour kämpfen, die Kinder waren unleidig und als wir schließlich nach fast zwei Stunden für 60 Kilometer in Paraparaumu angekommen waren, landeten wir auf einem dubiosen Campingplatz, auf dem außer uns ausschließlich Dauercamper mit Gartenzaun und -zwerg nächtigten.

Um 8.30 Uhr startete unser ursprünglich bereits vor einem Monat angedachter Ausflug nach Kapiti Island. Die Insel ist ein etwa fünf Kilometer vor der Küste gelegenes Naturreservat und Habitat für eine ganze Reihe seltener Vögel. Diese gedeihen hier deswegen so gut, weil die Insel offiziell "schädlingsfrei" ist, das bedeutet, dass tatsächlich ALLE Possums, Marder und Ratten erfolgreich ausgerottet wurden, für die vor allem manche der flugunfähigen Vogelarten so leichte Beute dargestellt hatten, dass sie außerhalb von Reservaten wie diesem nahezu ausgerottet sind. Neben uns vieren reisten an diesem Tag noch acht weitere Touristen auf die Insel, die nur über gebuchte Touren per Wassertaxi erreicht werden kann. Auf Kapiti Island angekommen erhielten wir von einem sympathischen Guide, der aussah wie eine Maoriversion von Joseph Gordon-Levitt, eine circa fünfzehnminütige Einführung, inklusive einiger Bilder der Vögel, die wir beim Inselspaziergang wahrscheinlich zu Gesicht bekommen würden. Im Anschluss machten wir uns zu einer immerhin gut dreistündigen Wanderung auf, die uns bei strahlend blauem Himmel zunächst auf einen 200m hohen Aussichtspunkt auf der Westseite der Insel und anschließend auf Seehöhe zwischen Meer und Lagune am Ufer entlang zurück führte. Natürlich bekamen wir auch einige für uns eher ungewöhnliche Vogelarten zu Gesicht, wie zum Beispiel die in der Statur eher plump wirkende,  mit farbenfrohem Federkleid ausgestattete Neuseelandtaube und immer wieder die Laufvögel Weka, von denen ein Paar, als wir uns am Aussichtspunkt auf eine Bank setzten, forschend und trötend  aus dem Busch stakste und uns neugierig inspizierte.































Auch landschaftlich war die Insel sehr hübsch und am Lagunenweg war der schmale Wiesenstreifen übersät von Blümchen und hübsch schimmernden Paua-Muschelschalen, wie sie am Festland in Souvenirläden für zehn Dollar verkauft werden.





Auch noch sehr toll: An dem kleinen Häuschen, wo man sich vor der Rückfahrt wieder traf, nisten wohl jedes Jahr kleine blaue Pinguine unter den Brettern der Veranda und wenn man die Fußmatte zur Eingangstür anhob, war da tatsächlich nur eine Handbreit entfernt ein Pinguin! Die recht wilde Motorbootfahrt zurück ans Festland schaukelte beide Kinder in den Schlaf, sodass wir beschlossen noch ein Stückchen weiterzudüsen und erst im 120km entfernten Whanganui zu nächtigen.


Durch hügeliges Farmland fuhren wir heute ungefähr 120km ins Landesinnere zum Tongariro National Park, der drei vulkanische Bergmassive umfasst. Während wir uns dem imposanten Vulkankegel des Ngauruhoe näherten, der in den Herr-der-Ringe-Verfilmungen als Schicksalsberg eine recht prominente Rolle inne hatte, zog das Wetter bereits zunehmend zu. Als wir schließlich Neuseelands höchstgelegenes ständig bewohntes Dorf Whakapapa Village erreicht hatten, regnete und hagelte es recht wild und die Sicht war komplett weg. Nach einem Nickerchen für Nina beschlossen wir, es bei diesen äußeren Bedingungen der Sicht gleich zu tun und ebenfalls wieder abzuhauen. Wir fuhren einmal um das Massiv des Ruapehu herum in den Skiort Ohape, wo gar herrlich die Sonne schien und wir auf dem Campingplatz und bei einem kleinen Bummel einen netten Nachmittag verbrachten.



Beim zweiten Versuch zeigte sich diese Ecke des Tongariro-Nationalparks wettermäßig gleich viel freundlicher.























Bevor wir uns zum Wandern aufmachten, fuhren wir noch 6 Kilometer weiter den Berg hinauf, wo die Stichstraße an einem kleinen und gut besuchten Skigebiet endet. Zurück im Dorf machten wir uns auf die Wanderung zu den Silica Rapids. Zunächst verlief der Weg einige Zeit durch relativ dichten Busch, bevor wir uns auf einem Holzbohlenweg durch ein Bergmoorgebiet bewegten, von dem wir einen schönen Blick auf den verschneiten Gipfelbereich des Ruapohe hatten. Von nun an ging es recht hübsch sanft ansteigend einen Bach entlang, bis wir nach einer guten Stunde die weißlichen Mineralablagerungen im Bachbett erreichten, die dem Wanderweg seinen Namen geben. Ganz hübsch, wenn auch nicht spektakulär, hier war eindeutig der Weg das Ziel. Zurück ging es auf demselben Weg. In der Wanderhalbzeitpause besuchten wir das ziemlich genau zwischen den Startpunkten der Wanderungen gelegene Café, um neue Kraft zu tanken für den Marsch zu den Taranaki Falls. Diesmal ging es in Richtung Ngauruhoe, dessen herrlich imposanter Vulkankegel heute nahezu wolkenlos vor uns lag.
























Nach ungefähr einer Stunde erreichten wir den Fuß des tosenden Taranaki-Wasserfalls, wo wir eine kleine Pause einlegten, in der ich einen Abstecher den Beckenrand entlang hinter die herabstürzenden Wassermassen machte und konsequenterweise vom Spritzwasser nicht ganz verschont blieb. Nun ging es kurze Zeit sehr steil im Bogen hinauf, sodass wir bald schon kurz vor der Absturzkante des Wasserfalls den Bach überquerten. Insgesamt hatten wir dann vier mittelanstrengende Wanderstunden durch sehr schöne Landschaft hinter uns. Auf dem Campingplatz in unserem Etappenziel Tamaranui plauderten wir noch nett mit anderen deutschen Elternzeiturlaubern.

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