Dienstag, 21. Oktober 2014

Egmont National Park - Waitomo Caves - Whangarei

Heute ging es über den Forgotten World Highway 155km durch äußerst dünn besiedeltes Land nach Stratford. Während zu Beginn und Ende der Strecke unbewaldetes, hügeliges Schaffarmland dominiert, weist die Passage durch die Tangarakau-Schlucht außer mit ungeteerter Straße auch mit üppiger Regenwaldvegetation auf. Stratford zeichnet sich hauptsächlich durch die Betonung der Namensgleichheit mit Shakespeares Geburtsstadt aus, so sind die Straßen nach Figuren aus Willis Werken benannt und ein Glockenspielturm spielt  fünfmal täglich eine Kurzfassung von Romeo und Julia. Die jungen Herrn und ich waren alle drei recht erkältet, sodass an diesem Tag außer eines kleinen Rundgangs durch den Ort inklusive Cafébesuch nicht mehr viel passierte.


Unser Ausflug in den Egmont National Park, der bis auf eine kleine Ausbeulung wie mit dem Zirkel gezeichnet kreisrund um den Vulkangipfel Taranaki herum definiert wurde, war zunächst im Wortsinn aussichtslos: Der Berg, der eigentlich optisch die gesamte Gegend dominieren sollte, blieb hinter Wolken verschwunden und war auch vom Besucherparkplatz der Dawson Falls, den man auf einer für eine Touristenattraktion ungeheuer schmalen Stichstraße erreicht, noch kaum zu erahnen. Wir wanderten eine gute Stunde durch den sehr stimmungsvollen, verwachsenen, von Moosen und Flechten überzogenen Wald, in einem Bogen ein Stück den Berg hinab und vorbei an den Dawson Falls wieder zurück hinauf zum Auto.






























Leider ist nach 8 Wochen Neuseeland das Begeisterungspotenzial für Durchschnittswasserfälle etwas erschöpft. Inzwischen ließ sich der 2518 Meter hohe Gipfel des Taranaki schon recht gut zwischen den Wolken erkennen. Wir plauderten eine Runde mit Dresdner Elternzeiturlaubern und machten uns dann noch auf eine zweite Wanderung, die uns den Berg hinauf durch den Zauberwald zu einer Reihe von Becken im Bach führte. Im Hochsommer sicher ein guter Ort für eine Erfrischung. Zurück im Tal fuhren wir Richtung Meer und den Surf Highway entlang, der einige gute Surfpunkte passiert. In Opunake machten wir Pause im Innenhof eines netten Cafés und shoppten bei der Heilsarmee. Letztes Zwischenziel war der Pukeiti Rhododendron Park, eine sehr schön angelegte Gartenanlage mit dutzenden Arten von Rhododendron, manche davon baumhoch. Auch ein Zeichen dafür, dass man langsam alt wird, wenn man den Spaziergang durch solch einen Park wunderbar nett und nicht etwa stinklangweilig findet.




























Der Campingplatz in New Plymouth war leider nur preislich überdurchschnittlich. Nach Kinderbadeaktion spazierte ich mit Kamera bewaffnet noch zum stimmungsvollen Abendrot ans Meer.


























Vormittags hatten wir einige Besorgungen zu machen (zum Beispiel hieß es Ersatz kaufen für die seit Reisebeginn drei von vier zerdepperten Müslischüsseln) und waren bei schon sommerlichen Temperaturen noch sehr lecker mit Blick aufs Meer frühstücken. Für den Nachmittag standen dann noch etwas zähe 180 Kilometer Fahrt an, die wir nur für eine kurze Käsepause (ich hielt mich zurück) an der schönen Mündung des Mokau River unterbrachen.























Unser Ziel war das Kiwi House in Otohoranga, das wir gerade rechtzeitig zur Kiwifütterung mit interessanter Erläuterung erreichten. Die nachtaktiven Nationalvögel Neuseelands bekommen hier vorgegaukelt, dass es gerade dämmert und tatsächlich sahen wir zwei braune Kiwis durch ihr Gehege staksen und mit ihrem sehr langen Schnabel durch den Boden wühlen. Außerhalb des Nachthauses konnte man noch eine Runde durch den restlichen kleine Park drehen, in dem noch weitere einheimische Vögel vor sich hin zwitschern.






















Unser Etappenziel war das ungefähr 20km entfernte Waitomo Village, wo wir bei herrlichem Sommerabendwetter draußen Abendessen hatten und die Kinder dann noch eine Weile auf dem Spielplatz herumkrabbelten.




Für 10 Uhr hatten wir eine Tour durch zwei in der Nähe gelegene Höhlen gebucht und das Büro des Anbieters, von wo aus es losgehen sollte, war praktischerweise direkt gegenüber des Campingplatzes. Der Clou an den meisten der in dieser karstartigen Gegend zahlreichen Höhlen sind deren kleine Bewohner, sogenannte glowworms. Trotz des Namens haben diese Tierchen eigentlich nichts mit unseren Glühwürmchen gemeinsam, sondern sind vielmehr Pilzmückenlarven, die an der Höhlendecke hängen und mit dem Hintern leuchten, um Insekten als Beute anzulocken. Diese bleiben dann an genau dafür produzierten Klebefäden hängen und werden anschließend verspeist.




























So leben die glowworms neun Monate vor sich hin, bevor sie sich verpuppen und anschließend als optisch moskitoähnliche Mücke wieder entpuppen. Dummerweise haben sie in diesem Stadium keinen Mund und können nicht essen, daher paaren sie sich eilig und verhungern dann nach wenigen Tagen. Man möchte nicht tauschen wollen. Nach ungefähr zwanzig Minuten rumpeliger Fahrt und interessanten Erklärungen zur Geologie der Gegend betraten wir mit Helm und Stirnlampe ausgerüstet die erste Höhle. Außer uns vier waren noch drei Pärchen in der Gruppe, es war also angenehm klein und persönlich. Nachdem sich unsere Augen einigermaßen ans Dunkel gewöhnt hatten, sahen wir schon ein paar leuchtende Punkte an der Decke. Tiefer in der Höhle bestiegen wir dann ein Schlauchboot und drangen auf dem Wasser noch tiefer vor. Inzwischen war die Decke übersät von glowworms.


























Diese reagieren auf Erschütterung, was unser Führer eindrucksvoll demonstrierte, indem er kräftig gegen die Höhlenwand schlug. Innerhalb der nächsten Sekunden intensivierten die glowworms ihre Leuchtkraft, als ob man einen Dimmer aufgedreht hätte und das Leuchten spiegelte sich auch auf der tiefschwarzen Wasseroberfläche. Absolut atemberaubend. Die zweite Höhle war "nur" eine normale Tropfsteinhöhle mit einigen netten Formationen und Räumen, sehr nett anzuschauen aber jetzt nicht wahnsinnig spektakulär. Insgesamt ein sehr toller Ausflug. Den Nachmittag verbrachten wir ganz entspannt und großteils auf dem Campingplatzspielplatz.


Leider hatte unser Jüngster abends und nachts etwas Fieber bekommen und morgens war es nicht besser. Da wir mit dem fiebrigen Milo nun auch unser eigenes Glühwürmchen hatten, wollten wir es lieber ruhig angehen lassen, verzichteten auf den eigentlichen Weiterfahrplan und beschlossen, noch eine dritte Nacht hier in Waitomo zu bleiben. Berichtenswert ist an diesem Krankenpflegetag nur ein kurzer Ausflug: Da die Kinder während Autofahrten am allerbesten schlafen, machten wir noch eine schlängelnde 50km-Spazierfahrt zu zwei Naturattraktionen in der Umgebung, die jeweils so nahe an der Straße liegen, dass wir nacheinander losziehen konnten. Zuerst ging es zur Natural Bridge, die mit ihren riesigen Dimensionen schon eher ein Tunnel ist. Man stelle sich eine ungefähr zwanzig Meter breite, recht hohe Schlucht über einen Bach vor, bei der der Fels weit oben von beiden Seiten zusammengewachsen scheint. Sehr beeindruckend und außer uns war kein Mensch da. Ein paar Kilometer weiter lagen nach zehnminütigen Fußmarsch bergab die 35 Meter hohen Marokopa-Fälle wie ein Vorhang direkt vor dem staunenden Besucher.































Ein unaufregender Fahrtag brachte uns  bei trübem Wetter knapp 200 Kilometer auf unaufregendem Highway nach Auckland. Hier schlenderten wir noch durch ein (unaufregendes) Einkaufszentrum, wo ich diesmal bei Klamotten zuschlug und mieteten uns dann auch schon auf dem Campingplatz ein.



Heute Vormittag ging es sportlich zu, denn ich machte beim King-of-the-Mountain-Rennen  im Aucklander Stadtteil Panmure mit. Hierbei ging es für mich zehn Kilometer weit und unterwegs  als besonderes Schmankerl auf den 150 Meter hohen Vulkanberg des Mount Wellington hinauf, von wo aus man beim nach Luft japsen einen ganz guten Blick auf die Innenstadt Aucklands hatte. Insgesamt eine gut organisierte und sympathische kleine Laufveranstaltung, die wohl bereits seit 1957 Tradition hat. Anschließend düsten wir dann in Richtung Northland. Um diese wie der Name schon sagt nördlichste Gegend Neuseelands zu erreichen, mussten wir allerdings zuerst auf der zeitweilig in beide Richtungen sechsspurigen Stadtautobahn durch das Nadelöhr Auckland. Ungefähr 100 Kilometer nördlich von Neuseelands einziger Millionenstadt verließen wir die Hauptstraße in Richtung Meer und machten am Waipu Cove eine sehr nette Pause.























An diesem schönen Sandstrand, an dem sowohl gebadet, als auch gesurft wurde, ließ sich Finn voller Begeisterung das erste Mal in seinem Leben das Meer die Brandung um die Füßchen spülen. Ungefähr 50km weiter erreichten wir unser Etappenziel Whangarei, wo wir, weil es sich nachdem wir uns verfahren hatten gerade angeboten hat, noch bei den Whangarei Falls vorbeischauten. Dieser 25 Meter hohe, durchaus sehenswerte und angeblich meistfotografierte Wasserfall des Landes, plätscherte nur eine Minute vom Parkplatz entfernt .







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